VZ-Analyse

45’000 Filialen und trotzdem unsichtbar: Mixues Börsengang ist ein Weckruf

Mixue aus China übertrumpft mit seinen Filialen sogar McDonald’s – doch im Westen ist der Name kaum bekannt. Das widerspiegelt einen entscheidenden Wandel in der Weltwirtschaft.

18. März 2025

Autor: Patrick Herger / VZ Asset Management

Wer als Investor nur auf die Wall Street oder europäische Börsen blickt, verpasst womöglich die Big Player von morgen. Denn die globale Dominanz eines Unternehmens erfordert nicht mehr zwingend eine Präsenz auf westlichen Märkten. Das zeigt beispielhaft das chinesische Unternehmen Mixue.

Als Mixue Ice Cream & Tea am 3. März 2025 an der Hongkonger Börse debütierte, war die Überraschung perfekt: Eine Bewertung von 10 Milliarden US-Dollar und ein Anstieg der Aktien um 43 Prozent am ersten Handelstag – und das für ein Unternehmen, das im Westen kaum jemand kennt. Dabei ist Mixue die grösste Fastfood-Kette der Welt: Mit ihren über 45’000 Standorten weltweit übertrifft sie sogar McDonald’s (43’500) und Starbucks (40’200).

Unbekannt im Westen, dominant in Asien

Doch während die westlichen Giganten ihre globale Präsenz seit Jahrzehnten ausbauen, bleibt Mixue jenseits Asiens unbekannt. Deswegen ist dieser Börsengang mehr als ein finanzieller Erfolg. Er ist ein Weckruf für Investoren – und ein Spiegelbild einer sich verschiebenden Weltwirtschaft.

Gegründet 1997 von Zhang Hongchao als bescheidener Strassenstand in der chinesischen Provinz Henan, hat sich Mixue zu einem Franchise-Imperium entwickelt, das Asien dominiert. Mit erschwinglichen Preisen – Bubble Tea und Eiscreme ab umgerechnet einem Dollar – hat Mixue eine breite Kundschaft erobert. Das Schneemann-Maskottchen des Unternehmens ist in China eine Kultfigur und taucht in unzähligen Memes und TikTok-Trends auf.

Anders als McDonald’s, das primär durch Franchise-Gebühren Geld verdient, generiert Mixue 90 Prozent seines Umsatzes durch den Verkauf von Zutaten und Geräten an die Franchise-Nehmer. Dieses System vereint Skalierbarkeit mit Qualitätskontrolle und hält die Endpreise niedrig – ein fast unschlagbarer Vorteil in preissensiblen Märkten.  

Mixue baut seine Präsenz in Südostasien, Japan und Australien dynamisch aus, während in Europa und den USA bislang keine Märkte erschlossen wurden. Daher bleibt der asiatische Fastfood-Gigant für viele westliche Investoren unsichtbar.

Der Wandel der Weltwirtschaft

Mixue ist kein Einzelfall, sondern Teil eines makroökonomischen Wandels. Die Weltwirtschaft verlagert sich nach Osten, getrieben von schnellem Wachstum, Innovation und einer riesigen Konsumentenbasis. Während westliche Märkte mit Herausforderungen wie hohen Kosten, umfangreichen Regulierungen und Marktsättigung konfrontiert sind, profitieren asiatische Unternehmen wie Mixue von der Dynamik ihrer Heimatregion. China, einst als «Werkbank der Welt» bekannt, bringt mittlerweile globale Marktführer hervor, die beträchtliche Gewinne einfahren – und das, ohne auf dem Radar westlicher Investoren aufzutauchen

In der Zukunft werden westliche Investoren immer öfter auf «weltweit führende» Unternehmen stossen, deren Namen und Produkte ihnen bisher unbekannt waren. Während Marken wie McDonald's und Starbucks global etabliert sind, expandieren nicht-westliche Giganten wie Mixue weitgehend unbemerkt von Investoren, die ihren Fokus auf den Westen gerichtet haben - ein Umstand, der zu ihrem Nachteil sein könnte. Für Investoren unterstreicht dies die Notwendigkeit, den eigenen Horizont zu erweitern. Sonst kann es sein, dass auch das nächste Mixue unbemerkt an ihnen vorbeizieht.