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Marktgespräch

Die Buffett-Formel: Wie der Starinvestor den Markt schlägt

Der Mythos des genialen Stockpickers Warren Buffett bröckelt. Sein Erfolg beruht weniger auf einzelnen, genialen Aktienkäufen, als vielmehr auf einem Ansatz mit klaren, nachahmbaren Prinzipien.

20. Febr. 2025

Das Unternehmen von Starinvestor Warren Buffett, Berkshire Hathaway, hat im Zuge seiner Offenlegungspflichten den quartalsweisen Überblick über seine Aktienpositionen veröffentlicht. Auffällig ist dabei eine deutliche Zurückhaltung gegenüber Finanzunternehmen: Neben der Reduzierung seiner drittgrössten Position, Bank of America, baute Buffett auch Beteiligungen an Capital One und Citigroup ab.

Die Investitionsentscheidungen des 93-jährigen Ausnahmeinvestors stossen stets auf grosses Interesse. Kein Wunder – mit einem geschätzten Vermögen von 150 Milliarden Dollar zählt Buffett laut "Forbes" zu den erfolgreichsten Investoren der Welt. Doch worauf gründet sich sein Erfolg?

Vor 20 Jahren begann die Finanzmarktforschung, Buffetts Strategie systematisch zu analysieren. Eine zentrale Erkenntnis: Sein Erfolg beruht auf einer konzentrierten Auswahl weniger, aber überdurchschnittlich erfolgreicher Aktien. 2005 waren 73 Prozent des Berkshire-Portfolios in nur fünf Unternehmen investiert – ein Muster, das sich bis heute hält. Derzeit entfallen rund 30 Prozent des Portfolios auf Apple, während die fünf grössten Positionen (Apple, American Express, Bank of America, Coca-Cola und Chevron) zusammen 72 Prozent ausmachen.

Die zentralen Faktoren

Ausserdem haben Finanzmarktforscher Buffetts Portfolio (beziehungsweise dasjenige von Berkshire Hathaway) in verschiedene Faktoren zerlegt, um zu verstehen, was seine Renditen antreibt. Faktoren sind bestimmt Merkmale, die helfen, das Risiko und die Rendite von Aktien zu verstehen. Buffetts Portfolio besteht vor allem aus Titeln, welche über die folgenden Eigenschaften verfügen:

  1. Tiefes Marktrisiko: Buffetts Aktien sind weniger riskant als der Gesamtmarkt. Ihr Beta liegt tendenziell unter 1, was bedeutet, dass diese Titel weniger stark schwanken als der Durchschnitt.
  2. Grosse Unternehmen: Buffett setzt vor allem auf grosse, etablierte Unternehmen – sogenannte Large-Cap-Aktien.
  3. Value-Aktien: Buffett bevorzugt Aktien mit einem hohen Buchwert im Verhältnis zum Marktwert. Diese als «Value-Aktien» bekannten Unternehmen bieten in einigen Fällen überdurchschnittliches, langfristiges Potenzial.
  4. Qualitätsunternehmen: Berkshire investiert systematisch in profitable, stabil wachsende Unternehmen und meidet riskante oder unprofitable Firmen.

Die Finanzmarktforschung bestätigt viele bekannte Annahmen über Warren Buffetts Investmenterfolg, offenbart aber auch überraschende Erkenntnisse. Als Inbegriff des Value-Investing konzentriert sich Buffett erwartungsgemäss auf günstig bewertete

Qualitätsunternehmen statt auf teure Modeaktien. Zudem muss Berkshire Hathaway grosse Summen investieren. Bei kleineren Unternehmen würde ein Engagement schnell zu einer überproportionalen Beteiligung führen – ein Problem, das sich bei Grosskonzernen weniger stellt. Hinzu kommt, dass Buffett für seine Bereitschaft bekannt ist, für qualitativ hochwertige Unternehmen einen angemessenen Preis zu zahlen.

Unerwartete Einsichten

Aber es gibt auch einige Einsichten, die nicht auf der Hand liegen. Interessanterweise setzt Buffett auf einen moderaten, aber spürbaren Hebel, um seine Renditen zu steigern. Im Durchschnitt lag der Anteil des Fremdkapitals beim 1,7-Fachen der Eigenmittel – ein Mass, das die Erträge erhöht, ohne übermässige Risiken einzugehen. Zur Veranschaulichung: Wer den US-Markt von 1976 bis 2017 mit dem 1,7-fachen gehebelt hätte, wäre auf eine Rendite von 12,7 Prozent gekommen, gegenüber 7,5 Prozent ohne Hebel.

Eine weitere spannende Erkenntnis: Das Timing spielt eine untergeordnete Rolle in Buffetts Erfolgsgeschichte. Selbst als man die Zeitpunkte seiner Transaktionen um mehrere Wochen verschob, erzielten sie in Simulationen ähnliche Renditen.

Am überraschendsten allerdings ist vielleicht die Feststellung, dass Buffett nicht der geniale Stockpicker ist, als den ihn viele sehen. Seine Strategie liess sich nämlich mit ganz anderen Aktien nachbilden. So suchten Finanzmarktforscher Aktien, die ähnliche Faktoreigenschaften und Risiken aufwiesen wie diejenigen im Berkshire-Portfolio. Aus diesen erstellten sie rückwirkend ein «Buffett-Portfolio» – allerdings mit anderen Titeln.

Das Ergebnis: Diese Buffett-ähnlichen «Klon-Portfolios» konnten in einigen Fällen sogar noch bessere Ergebnisse erzielen als das reale von Berkshire Hathaway. Dies stellt die gängige Wahrnehmung von Buffetts Anlagestrategie infrage. Sein Erfolg basiert weniger auf der genialen Auswahl einzelner Aktien als auf einem konsequenten, systematischen Ansatz mit klar definierten Faktoren. Damit können die Erkenntnisse zu Buffetts Anlageerfolg eventuell wertvolle Impulse für Anleger liefern, die nach einer regelbasierten, langfristig erfolgreichen Investmentstrategie suchen.