VZ-Analyse
FedEx senkt angesichts enttäuschender Geschäftszahlen erneut seine Jahresprognose. Als Frühindikator der Weltwirtschaft sorgt der Logistikkonzern damit für Besorgnis an den Märkten.
Die Ergebnisse von FedEx für das dritte Quartal enttäuschten die Märkte: Der Umsatz wird 2025 im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich sinken, und der erwartete Gewinn pro Aktie wurde um 10 Prozent nach unten korrigiert. Bereits zum dritten Mal in Folge senkte FedEx seine Erwartungen – die Aktie stürzte daraufhin um 11 Prozent auf ein 52-Wochen-Tief. Danach konnte sie das Minus zwar reduzieren, notiert aber weiterhin 20 Prozent unter den Kursen von Ende November 2024.
Besonders auffällig ist der Rückgang bei Expresslieferungen, während günstigere Versandoptionen boomen. Ein klares Zeichen dafür, dass Kunden – sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen – sparen müssen. Die Entwicklung erinnert an den Sommer 2021, als ein Kurssturz von 30 Prozent bei den FedEx-Titeln eine globale Marktschwäche vorwegnahm.
Der Logistikkonzern gilt nicht ohne Grund als Frühindikator: Als Echtzeit-Seismograf für das Konsumverhalten und die industrielle Aktivität liefert er wertvolle Hinweise auf die wirtschaftliche Gesamtverfassung. Ein Rückgang bei FedEx kann darauf hindeuten, dass sowohl Verbraucher als auch Unternehmen ihre Ausgaben drosseln.
Was bedeutet das für Anleger?
Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen scheinen sich einzutrüben, insbesondere in den USA. Die US-Notenbank entschied sich am 19. März 2025, die Zinssätze aufgrund der anhaltenden Inflation unverändert zu lassen. Gleichzeitig senkte sie ihre Wachstumsprognose für das Jahr auf vergleichsweise magere 1,7 Prozent. Die Federal Reserve Bank of Atlanta erwartet für das erste Quartal 2025 sogar einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 1,8 Prozent.
Die Schwäche von FedEx passt in dieses Bild: Wenn Verbraucher auf günstigere Angebote umsteigen und Unternehmen weniger versenden, deutet das auf eine Schwächung der Nachfrage hin. Auch der US-Sportartikelhersteller Nike vermeldete zuletzt einen Quartalsumsatzrückgang von 9 Prozent, verursacht durch Handelsunsicherheiten und schwaches Verbrauchervertrauen. Zudem prognostizierte der Internationale Währungsfonds ein anhaltend unterdurchschnittliches globales Wachstum.
Konträre Signale
Es gibt jedoch auch positive Signale: Laut dem US-Census Bureau stiegen die Einzelhandelsumsätze im Januar im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent. Zudem verzeichnete der OECD-Composite Leading Indicator (CLI) für die G7-Staaten auch im Februar einen Anstieg – und setzt damit seinen positiven Trend der Vormonate fort. Der CLI ist speziell darauf ausgelegt, frühzeitig Wendepunkte in Konjunkturzyklen zu erkennen. Ergänzend dazu meldete das Bureau of Labor Statistics eine Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent im Februar 2025, was auf eine gewisse Robustheit des US-Arbeitsmarktes hindeutet.
Diese Faktoren sprechen gegen einen unmittelbar bevorstehenden Wirtschafts- oder Börsenabschwung. Die Situation ist also ambivalent, und für grössere Klarheit bleibt wohl nichts anders übrig, als die Entwicklungen der kommenden Monate zu beobachten.