VZ-Analyse
Die meisten Fondsmanager schlagen langfristig ihre Vergleichsindizes nicht. Aber es gibt eine Gruppe von Investoren, die regelmässig den Markt übertrifft: Die Mitglieder des US-Kongresses.
Die prominenteste «Superinvestorin» im US-Kongress ist Nancy Pelosi, ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses. In ihrer knapp 40-jährigen Karriere erzielte sie Anlageerfolge, die selbst Wall-Street-Ikonen wie Warren Buffett in den Schatten stellen. 2023 erreichte sie eine Rendite von 66 Prozent, 2024 sogar 71 Prozent – Buffett kam in diesen Jahren auf 16 bzw. 25 Prozent.
Dabei steht Pelosi mit ihren Erfolgen nicht allein da. Demokratische Kongressmitglieder erzielten 2024 eine durchschnittliche Rendite von 31 Prozent, Republikaner 26 Prozent. Zum Vergleich: Der S&P 500 legte im selben Zeitraum um 24 Prozent zu.
Viel Handel, wenig Begrenzung
Der Stock Act von 2012 soll Insiderhandel der Parlamentarier verhindern und verpflichtet Kongressmitglieder, Transaktionen über 1000 US-Dollar offenzulegen. Diese Offenlegungen sind über eine offizielle Webseite abrufbar. Allerdings werden Verstösse gegen den Stock Act mit lediglich 200 Dollar geahndet – ein Betrag, der kaum abschreckend wirkt. Zudem geniessen US-Parlamentarier besondere Schutzrechte, so dass in der Realität der Nachweis des Insiderhandels kaum je erbracht werden kann. Seit Einführung des STOCK Act wurde kein einziges Kongressmitglied wegen Insiderhandels verurteilt – nicht einmal 2020, als einige Senatoren sofort nach vertraulichen COVID-19-Briefings in grossem Stil Aktien abstiessen.
Bei manchen Volksvertretern muss man sich ausserdem fragen, wie sie ihr Amt und ihre Investment-Tätigkeit unter einen Hut bringen. Der Demokrat Ro Khanna etwa hat im Jahr 2022 rund 5800 einzelne Transaktionen offengelegt (23 pro Handelstag) im Umfang von 151 Millionen Dollar. Und der Republikaner Michael McCaul investierte noch mehr. Er kam im selben Jahr auf Investments von knapp 180 Millionen Dollar (aus etwa 1700 Transaktionen).
Allerdings sind nicht alle Kongressmitglieder aktive Börsenfans. Nur knapp 25 Prozent der Kongressmitglieder mussten Handelsaktivitäten veröffentlichten. Auffällig ist allerdings, dass diese Kongressmitglieder einen ausgeprägten Hang zu Optionen-Trades haben. Dabei handelt es sich um Hoch-Risiko-Investments mit der erheblichen Gefahr, dass sie wertlos verfallen. Dass die Kongressmitglieder trotzdem den Markt schlagen, ist auch unter diesem Gesichtspunkt ziemlich ungewöhnlich.
Warum schlagen Politiker den Markt?
Die Volksvertreter in den USA schneiden teils überragend ab, was ihren Investmenterfolg anbelangt. Die wirft die Frage nach der Ursache dieses Erfolgs auf. Es könnte sein, dass die Qualitäten, über welche Volksvertreter verfügen müssen, sie gleichzeitig zu guten Investoren machen. Dann würden die USA von fähigen Leuten geführt, die ihre Talente zwar für sich selbst, aber auch für ihr Land einsetzen. Eine etwas weniger angenehme Vorstellung ist, dass die US-Vertreter häufig aufgrund von Insider-Informationen handeln.
Klar ist: Sämtliche Vorstösse, den Handel der Kongressabgeordneten zu bändigen, sind bisher an deren Widerstand gescheitert. Ihr Erfolg bei Investments ist aber eine unleugbare Tatsache. Deswegen wurden vor zwei Jahren zwei ETFs aufgelegt, welche die Handelsaktivitäten der Kongressmitglieder nachvollziehen.
Der Unusual Whales Subversive Democratic Trading ETF und der Unusual Whales Subversive Republican Trading ETF (spiegeln die Käufe und Verkäufe von Demokraten bzw. Republikanern . Doch Vorsicht: Ob diese ETF tatsächlich den «Pelosi-Effekt» einfangen können, ist fraglich. Vielleicht braucht es dafür eben doch mehr als einen ETF – zum Beispiel einen Sitz im Kapitol.
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