VZ-Analyse

Ist es möglich, zwischen Glück und Können bei Fondsmanagern zu unterscheiden?

Bei der Performance von Aktienfonds spielt Glück eine grosse Rolle. Warum das für Anleger teuer werden kann – und wie man sich davor am besten schützt.

14. März 2025

Im Sport – und selbstverständlich bei Investments und Fondsrankings – wäre eine Methode nützlich, um zu unterscheiden, ob Erfolg auf Können beruhten oder ob einfach nur Glück im Spiel war. Und tatsächlich gibt es eine solche Methode: Man analysiert Ranglisten über mehrere Jahre hinweg. Wo in einer Disziplin das Glück dominiert, schwanken die Ergebnisse stark; wo jedoch Können den Ausschlag gibt, bleiben die Positionen stabil.

Glück dominiert das Zufallsspiel – und die meisten Fonds

Das Beispiel eines reinen Glücksspiels verdeutlicht diesen Mechanismus: Wenn 1000 Spieler je 20 Mal würfeln und man eine Rangliste mit den Resultaten erstellt, wird diese Liste bei einer Wiederholung des Experiments völlig anders aussehen. Wer in der ersten Runde grosses Glück hatte, kann dieses Ergebnis selten wiederholen. Im Gegensatz dazu zeigen Ranglisten im Golf oder Tennis über Jahre hinweg eine hohe Konstanz, da sich das überlegene Können von Spitzenathleten in der Regel durchsetzt.

Doch wie sieht es im Investmentbereich aus? Ein Blick auf die Ranglisten aktiv gemanagter Aktienfonds zeigt, dass deren Performance eher der eines Würfelspiels als der Tennisweltrangliste gleicht. Die Gewinnerfonds eines Jahres gehören im Folgejahr eher selten erneut zur Spitze. Die Performance kann urplötzlich von überdurchschnittlich zu stark unterdurchschnittlich wechseln.

Dazu schneiden die meisten aktiven Fonds über mehrere Jahre betrachtet unterdurchschnittlich ab. Eine Studie des VZ VermögensZentrums belegt dies: Über einen 3-Jahres-Zeitraum hinweg konnten durchschnittlich 64,6 Prozent der in der Schweiz zugelassenen Fonds für heimische Aktien ihren Vergleichsindex (SPI) nicht schlagen.

Zufall oder Können? Die Statistik gibt Hinweise

Man könnte argumentieren, dass immerhin 35,4 Prozent der Fonds die Benchmark übertroffen haben. Ist das etwa ein Beweis für das Können der Fondsmanager?

Wären die Renditen zufällig verteilt, würde man erwarten, dass ungefähr 50 Prozent der Fondsmanager ihren Index in einem Jahr aus purem Zufall schlagen. Im zweiten Jahr wären es noch 25 Prozent, im dritten Jahr nur noch 12,5 Prozent. Die Studie zeigt jedoch, dass der Anteil der Fonds, die über drei Jahre den Index schlagen, bei über 30 Prozent liegt. Könnte das ein Hinweis auf tatsächliches Können sein?

Der Momentum-Effekt – eine Herausforderung für die Performancebewertung

Nun muss ein Fondsmanager den Vergleichsindex nicht in jedem Jahr schlagen, um am Schluss vorne zu liegen. Es könnte also ausreichen, wenn er in einem Jahr ein solches Riesenglück hat, dass es am Schluss immer noch reicht, um die Benchmark zu übertreffen.

Aber es gibt eine noch gewichtigere Komplikation. Denn Aktienkurse unterliegen einem Momentum-Effekt: Wertpapiere tendieren dazu, sich über kürzere Zeiträume hinweg so zu entwickeln wie in der Vergangenheit. Ein Fondsmanager, der in einem Jahr aus Glück den Index übertraf, könnte auch im Folgejahr gut abschneiden – nicht aufgrund überlegenen Könnens, sondern einfach, weil der positive Trend anhält.

Das Momentum von Aktien erschwert es sowohl Investoren als auch Finanzmarktforschern, echtes Können von Glück zu unterscheiden. Diesen Effekt in den Griff zu bekommen, ist schon in der Theorie knifflig; in der Praxis ist es noch schwieriger, da das Ausmass des Momentums im Laufe der Zeit variiert.

Fazit: Ein pragmatischer Ansatz für Anleger

Diese Erkenntnisse führen zu einer ernüchternden Schlussfolgerung für Privatanleger: Auf der einen Seite gibt es starke Indizien dafür, dass die Performance von aktiven Aktienfonds insgesamt vor allem vom Glück der Fondsmanager abhängt. Dazu kommt, dass es in den meisten Fällen nahezu unmöglich ist mit Sicherheit zu bestimmen, ob die gute Performance eines einzelnen Fonds auf Können oder auf Glück zurückzuführen ist. Sogar dann, wenn ein Fonds mehrere Jahre in Folge besser als die Benchmark abschneidet.

Anleger sollten sich daher nicht von vergangener Performance täuschen lassen. Wenn Glück der Grund für die Performance war, kann ein Fonds auch nach zahlreichen guten Jahren sehr schnell zu sehr schwachen Jahren wechseln. Eine bewährte Strategie, um diesem Risiko zu entgehen, ist es, direkt auf den Vergleichsindex zu setzen – etwa durch ein kostengünstiges, passives Anlageprodukt wie einen ETF. Damit erspart man sich nicht nur hohe Gebühren, sondern auch das Glücksspiel mit vermeintlich talentierten Fondsmanagern.