VZ-Analyse
Selbst Technologie-Börsenstars wie die «Magnificent 7» mussten im Jahr 2025 Kursrückgänge hinnehmen. Doch Microsoft behauptet sich relativ gut und rückt wieder ins Zentrum des Anlegerinteresses.
Für Investoren ist 2025 bislang kein einfaches Jahr. Die grössten Gewinner der vergangenen Jahre, die sogenannten Magnificent 7, haben Korrekturen von durchschnittlich über 28 Prozent hinnehmen müssen. Innerhalb dieser Gruppe konnte sich Microsoft jedoch relativ gut behaupten – insbesondere nach den von US-Präsident Trump verhängten Zollerhöhungen. Das Unternehmen ist dadurch erneut zum wertvollsten der Welt aufgestiegen. Doch was spricht derzeit für – und was gegen – den Softwaregiganten?
Die Gründe für die allgemeinen Kursverluste amerikanischer Technologietitel sind vielfältig. Hohe Erwartungen an die Leistungsfähigkeit und an die Einsatzmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz hatten insbesondere bei US-Tech-Unternehmen zu ambitionierten Bewertungen geführt. Der Erfolg des chinesischen KI-Modells Deepseek stellte jedoch den vermeintlichen technologischen Vorsprung amerikanischer Modelle infrage – was die Kurse unter Druck setzte. Hinzu kommen handelspolitische Unsicherheiten im Zuge der erneuten Präsidentschaft Donald Trumps, die die Marktstimmung zusätzlich belasten.
Technologie unter Druck: KI-Zweifel und geopolitische Risiken
Microsoft plant im Jahr 2025 Investitionen in Höhe von rund 80 Milliarden US-Dollar in KI-Datenzentren. Zuletzt berichteten Medien allerdings über mögliche Verzögerungen bei KI-Infrastrukturprojekten, die Regionen wie die USA, Europa und Südostasien betreffen könnten. Dennoch wird das ambitionierte Projekt Stargate – eine US-Initiative zur Förderung von KI-Infrastruktur unter Beteiligung von OpenAI, SoftBank und Oracle – weiter vorangetrieben. Microsoft ist als zentraler Technologiepartner eingebunden und dürfte von den geplanten Gesamtinvestitionen von bis zu 500 Milliarden US-Dollar erheblich profitieren.
Der Windows-Hersteller erzielt inzwischen einen Grossteil seines Umsatzes im Bereich Cloud Computing, wobei das jüngste Umsatzwachstum leicht hinter den Erwartungen zurückblieb. Die Kursreaktion darauf fiel jedoch moderat aus. Dank seines starken Angebots im Cloud-Bereich und dem Zugang zu Geschäftskunden ist Microsoft gut für weiteres Wachstum positioniert. Ein mögliches Risiko liegt in der Reaktion der EU auf die neuen US-Importzölle: Als Vergeltungsmassnahme könnten amerikanische Technologieunternehmen mit höheren Steuern oder Regulierungen belegt werden.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Microsoft liegt mit 28,7 deutlich unter dem Durchschnitt der Magnificent 7, der bei 37,9 liegt. Das bedeutet: Im Vergleich erscheint Microsoft günstig bewertet – der Aktienkurs basiert weniger stark auf zukünftigen Wachstumserwartungen als bei anderen Technologie-Superstars.
Herabstufung des ESG-Ratings
ESG-orientierte Investoren sollten ein kürzliches Downgrade im ESG-Rating von Microsoft beachten. Das Rating misst die Resilienz eines Unternehmens gegenüber Risiken in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Es handelt sich bereits um die zweite Herabstufung innerhalb der vergangenen zwei Jahre. Infolgedessen könnten Microsoft-Aktien verstärkt aus ESG-Portfolios aussortiert werden.
Hintergrund der Herabstufung ist eine Verschlechterung der Unternehmensführung. Zudem sind neue Kontroversen hinzugekommen. So steht Microsoft wegen angeblicher Zwangsarbeit bei Zulieferern in China in der Kritik. Darüber hinaus äussern Datenschutzexperten Bedenken hinsichtlich des Sammelns und der Verwendung von Nutzerdaten.
Fazit: Trotz zunehmendem Konkurrenzdruck im Bereich Künstliche Intelligenz, geopolitischer Unsicherheiten und eines schwächeren ESG-Ratings spricht vieles für Microsoft. Innerhalb des Technologiesektors präsentiert sich das Unternehmen als solide aufgestellter Titel mit stabilem Geschäftsmodell, überschaubarem Risikoprofil und vergleichsweise tiefem KGV. Die jüngste Kurskorrektur macht die Aktie aus Bewertungssicht noch interessanter – auch wenn die kurzfristige Entwicklung stark von der weiteren Entwicklung im Zollkonflikt geprägt sein dürfte.