Oswald Grübel: "Die Tiefstkurse kommen noch"

13. Apr. 2025

Zürich (awp) - Oswald Grübel äussert sich zur aktuellen Zoll- und Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump. Dessen Zollaufschub sieht er weder als Kurswechsel noch als Kaufgelegenheit, wie er im Interview mit der "SonntagsZeitung" sagt.

"Trump macht, was jeder Präsident für sein Land tut: Er kümmert sich um seine Wähler und nicht um den Rest der Welt", sagt der ehemalige Chef der UBS und der Credit Suisse. Die USA seien wirtschaftlich und militärisch die stärkste Macht der Welt, also könne Trump machen, was er wolle.

Die USA müssten einen grossen Teil der Staatseinnahmen für Zinsen ausgeben, deshalb wolle Trump mit Zöllen Schulden abbauen, sagt die 81-jährige Bankenlegende zu den Beweggründen für Trumps Zollpolitik. Das habe er in seinem Wahlprogramm klar gesagt, nur habe ihm das offenbar niemand geglaubt. "Wie kann man nur so naiv sein?"

"Wenn man mit Zöllen anfängt, weiss man nicht, wo es endet"

Die Verschiebung der Strafzölle um drei Monate hält Grübel nicht für eine Kursänderung. Die Situation habe sich nur insofern geändert, dass jetzt viele wieder hoffen, die Zölle würden nicht eingeführt. "Deshalb sind auch die Kurse kurzzeitig wieder gestiegen."

Als Kaufgelegenheit sieht Grübel das allerdings nicht. Denn der Markt habe ausser den Zöllen noch andere Probleme: Kreditblase, Überverschuldung und vieles mehr. "Die Tiefstkurse kommen noch", sagt der ehemalige UBS- und CS-Chef.

Auch eine Rezession schliesst er nicht aus. "Wenn man mit Zöllen anfängt, weiss man nicht, wo es endet." Auf jeden Fall schränkten sie den Warenverkehr ein, die Produktion und damit die Unternehmensgewinne und das BIP. Und die Aktienmärkte reagierten negativ auf weniger Wachstum - "das wird noch eine Zeitlang dauern."

"Es kommt jetzt darauf an, ob Trump seine Zollpolitik so durchsetzt, wie er es angekündigt hat", fügt er hinzu. Und ob es weitere Verhandlungen geben und wie stark die Industrie betroffen sein werde.

jl