Aktienduell der Woche
Beim Aktienduell der Woche untersucht das VZ die wichtigsten Kennzahlen zweier Aktien, die in der gleichen Branche tätig sind.

Compagnie Financière Richemont ist eines der weltweit führenden Luxusgüterunternehmen mit Hauptsitz in Bellevue im Kanton Genf. Durch seine Tochterunternehmen verkauft Richemont eine breite Palette an Luxuswaren in Form von Schmuck, Uhren und sowie Designerkleidung und -mode. Unter den Tochterunternehmen befinden sich beispielsweise bekannte Marken wie Cartier, Montblanc, Dunhill und viele weitere.
Richemont generiert mehr als die Hälfte seines Umsatzes durch den Vertrieb von Schmuck und rund 35 Prozent durch den Uhrenverkauf. Das Unternehmen verzeichnete im Jahr 2024 einen Umsatz von rund 20 Milliarden Fr-, was etwa dem gleichen Umsatz vom Vorjahr entspricht. Überraschend hingegen war der Umsatz für das letzte Quartal, welcher im Gegensatz zum Vorjahresquartal deutlich höher ausfiel.
Die Swatch Group ist international tätig mit Hauptsitz in Neuenburg. Sie beinhaltet 37 Tochtergesellschaften, welche Produkte im Bereich von Alltagsuhren mit tiefen Preisen bis zu Luxusuhren (z.B. Omega) anbieten. Das Uhren- und Schmucksegment macht bei der Swatch Group etwa 95% des Umsatzes aus. Der Grossteil des Vertriebs findet in Asien statt (55 Prozent des Umsatzes), während etwa ein Viertel des Umsatzes auf den Verkauf in Europa zurückzuführen ist.
Im ersten Halbjahr 2024 hat die Swatch Group einen Umsatz von ca. 3,4 Mrd. Fr- erzielt, was zu den vorherigen Halbjahren einen deutlichen Rückgang darstellt. Für das zweite Halbjahr 2024 wird ein Umsatz von ca. 3,6 Mrd. Fr. prognostiziert. Die Zahlen werden in den kommenden Tagen erwartet.
Beide Unternehmen zahlen eine Dividende an ihre Aktionäre, wobei diejenige von Swatch etwas höher ausfällt. Das aktuelle KGV der Swatch Group entspricht etwa den Erwartungen für das nächste Jahr, das KGV von Richemont liegt momentan jedoch deutlich über den Erwartungen für das Jahr 2025. Analysten zeigen sich bei Richemont etwas optimistischer als bei Swatch: Ganze 37 Prozent der Analysten geben für die Swatch-Aktie eine Verkaufsempfehlung und 50 Proezent eine Halteempfehlung ab. Für die Richemont-Aktie geben die meisten Investoren (59 Prozent) eine Kaufempfehlung ab.
Richemont hat jüngst die Geschäftsergebnisse zum dritten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 publiziert. Vor allem auffallend waren dort die Umsatzzahlen, welche mit knapp 5,77 Mrd. Fr. einen Anstieg um ca. 8 Prozent zum Vorjahresquartal aufzeigen (5,34 Mrd. Fr). Die Erwartungen entsprachen etwa dem Umsatz vom Vorjahresquartal. Die Anleger an der Börse reagierten dementsprechend positiv, wodurch der Aktienkurs auf ein neues Allzeithoch anstieg.
Bei Swatch Group ist der letzte Bericht eine Weile her. Die überraschend positiven Ergebnisse von Richemont haben jedoch etwas die Erwartungen an den Luxussektor im Allgemeinen angekurbelt. Titel wie die der Swatch-Aktie erlebten daher kurzzeitig auch einen Sprung nach oben, der sich dann aber wieder rasch korrigierte. Die Aktienkurse der beiden Unternehmen verliefen zwischen 2022 und 2024 sehr ähnlich. Seit Beginn des Jahres 2024 jedoch konnte Richemont eine deutliche Überrendite gegenüber der Swatch Group erzielen.
Ein Grund für die Unsicherheit bei Investoren über die Swatch-Group-Aktie ist sicherlich auch der Kommentar von CEO Nick Hayek gegen Ende September: Er betonte, dass er das Unternehmen am liebsten von der Börse zurückziehen würde. Ein anderer Grund für den spürbaren Unterschied in der Rendite des letzten Jahres lässt sich sicherlich auch auf die Verkaufssegmente zurückführen: Im letzten Jahr haben beide Unternehmen am Rückgang der Uhrenexporte (vor allem nach Asien) gelitten – für Swatch Group dürfte dies jedoch etwas schwerer gewirkt haben, da sie einen deutlich grösseren Anteil ihres Umsatzes durch den Vertrieb von Uhren erringen im relativen Vergleich zu Richemont.
Rück- und Ausblick
Die Entwicklung der beiden Konzerne war in den letzten Jahren von einigen Unsicherheiten geprägt. Die Diversifikation spiegelt sich bei Swatch Group in den verschiedenen Preissegmenten ihrer Uhren und bei Richemont in den unterschiedlichen Luxuswaren wider.
Analysten bewerten aber Richemont zurzeit positiver, wasnach den publizierten Umsatzzahlen durchaus nachhvollziehbar ist. Bei Swatch Group muss der Geschäftsbericht des letzten Jahres abgewartet werden, jedoch ist das Verhalten des CEO bezüglich des Rückzugs von der Börse eine gegebene Unsicherheit. Deshalb sind die Kauf- und Verkaufsempfehlungen von Analysten bei Swatch Group auch deutlich negativer ausgefallen. Abhängig davon, wie die beiden Unternehmen auf Marktentwicklungen reagieren und ihre Geschäftsaktivität ausbauen, dürften sie mittel- bis langfristig vom weltweit anhaltenden Trend zu Luxusgütern profitieren.