VZ-Analyse

US-Privatinvestoren sind im Stimmungstief

Seit seinem Allzeithoch bei 6144 Punkten vor zwei Wochen hat der S&P 500 rund 7 Prozent eingebüsst. Die Stimmung unter US-Privatinvestoren ist so bärisch, wie nur selten in den vergangenen Jahrzehnten. Warum man sich davon nicht anstecken lassen sollte.

9. März 2025

Autor: Andreas Paciorek / VZ VermögensZentrum

US-Präsident Trump geniesst in der amerikanischen Bevölkerung einen grossen Rückhalt. Seine unberechenbare Wirtschaftspolitik sorgt bei den Privatinvestoren in den USA aber zunehmend für Unbehagen. Das lassen zumindest neue Umfragedaten der American Association of Individual Investors (AAII) erahnen.

US-Privatinvestoren bärisch wie selten

Die AAII Investor Sentiment Survey ist eine wöchentliche Umfrage, die die Stimmung der Anleger zu den Kapitalmärkten misst. Dabei werden Mitglieder der AAII gefragt, ob sie glauben, dass der Aktienmarkt in den nächsten sechs Monaten steigen (bullisch), gleich bleiben (neutral) oder fallen (bärisch) wird. Werte mit weniger als 20 Prozent Bullen- und mehr als 60 Prozent Bärenanteil gelten als aussergewöhnlich pessimistisch. Wie die Grafik zeigt, war diese Stimmung nur im Oktober 1990 (Golfkrieg und Ölpreisschock), März 2009 (Finanzkrise), September 2022 (Ukrainekrieg mit Energiekrise, sowie Zinsanstieg) ähnlich schlecht wie im gegenwärtigen Umfeld (drohender Zollkrieg und Konjunktursorgen).

Man könnte nun jede dieser Situationen einzeln betrachten und Gründe dafür finden, warum der Markt wie reagiert hat. Rückblickend (hier anhand des S&P 500 Index), stellten diese sehr bärischen Stimmungsphasen jedoch nur Dellen in der langfristig positiven Kursentwicklung dar. Insbesondere hätte man durch einen Verkauf während ausgeprägten Stimmungstiefs die stets erfolgte Erholungsbewegung verpasst. 

Einige Marktteilnehmer betrachten daher eine extrem pessimistische Stimmung unter Privatinvestoren sogar als Kontraindikator. Das bedeutet, sie interpretieren diese Phasen als besonders gute Zeitpunkte für den Einstieg beziehungsweise das Aufstocken ihrer Aktienpositionen. Sie glauben, dass extreme Pessimismus-Phasen oft übertriebene Ängste widerspiegeln und Aktienkurse dann tendenziell unterbewertet sein könnten. Ihre Erwartung ist, dass der Markt sich erholen wird, sobald die Ängste nachlassen und dann wieder Fundamentaldaten in den Vordergrund treten.

Selbstverständlich gilt auch hier, dass ein «Timing» des perfekten Einstiegs unmöglich ist. Insbesondere da übermässig psychologisch-getriebene Börsenphasen - sowohl nach oben als auch nach unten - lange anhalten können. Allerdings kommt eine Erholung meist ohne Ankündigung und oftmals innerhalb weniger Tage in einer sehr kräftigen Bewegung. Dadurch verpassen Investoren meist einen grossen Teil der Rally, bevor sich überhaupt wieder eine Zuversicht am Markt eingestellt hat.