VZ-Analyse

Warum diversifiziertes Anlegen wichtiger denn je ist

Die Welt ist aktuell eine geschüttelte Schneekugel – niemand weiss mit Sicherheit, wie die Landschaft aussieht, nachdem die Flocken sich gelegt haben: So präsentiert sich aktuell die Welt der Finanzmärkte. Anleger sollten mehr denn je eine bestimmte Strategie beachten.

8. Apr. 2025

Die Einführung der höchsten Importzölle seit über 100 Jahren in den USA hat nicht nur die globale Handelsordnung durcheinandergebracht, sondern sorgt auch an den Kapitalmärkten für Volatilität. Investoren stellen sich die Frage: Wie entwickelt sich die Zolllandschaft weiter? Welche konjunkturellen Effekte sind realistisch? Und welche Anlageklassen dürften mittelfristig profitieren oder unter Druck geraten?

Vorweg: Das kann aktuell niemand seriös mit Sicherheit abschätzen, da sich die Nachrichtenlage permanent wandelt. Und die Unsicherheit ist auch nicht durch einen externen Schock entstanden, wie bei Corona und einer globalen wirtschaftlichen Rezession, sondern durch das Durcheinanderwirbeln des US-orientierten Handelsnetzes. Eine globale Wirtschaftskrise zeichnet sich jedoch nicht ab: Die USA sind zwar der wichtigste Importeur von Waren, aber sie sind lediglich für 15 Prozent des Welthandels verantwortlich.

1. Zolllandschaft: Verhandlungsbereitschaft vorhanden, wenig scheint definitiv

Obwohl die neuen Zölle der US-Regierung mit Schlagzeilen und markanten Prozentzahlen für Aufsehen sorgen, lohnt sich ein differenzierter Blick. US-Finanzminister Bessent deutete an, dass die derzeit kommunizierten Zölle als "Obergrenze" zu verstehen seien – also als Ausgangsbasis für Verhandlungen. Auch eine Aussage von Handelsminister Howard Lutnick auf NBC scheint Verhandlungsbereitschaft zu signalisieren: Es seien zahlreiche Repräsentanten unterwegs nach Washington. Die Zölle würden aber "definitiv für Tage und Wochen" in Kraft bleiben. Das klingt nicht so, als ob die Sätze in Stein gemeisselt wären.

US-Präsident Donald Trump wird nachgesagt, ein Fan der Zollpolitik von William McKinley zu sein. Er war einer der markantesten Vertreter des Protektionismus im 19. Jahrhundert. McKinley war ein entschiedener Verfechter hoher Schutzzölle, die er als Bollwerk gegen billige Importe und als Mittel zur Förderung amerikanischer Industrien verstand. Seine berühmte McKinley-Tarifreform von 1890 erhöhte die Zölle auf ein historisch hohes Niveau – in der Hoffnung, amerikanische Arbeitsplätze zu sichern und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. In vielerlei Hinsicht spiegeln sich McKinleys Ideen in Trumps Zollpolitik . Doch gerade McKinleys spätere politische Entwicklung könnte für Trump ein Anlass zum Nachdenken und möglicher Kurskorrektur sein.

William McKinley trat sein Amt 1897 mit der festen Überzeugung an, dass hohe Zölle der Schlüssel zu wirtschaftlicher Prosperität seien. Doch schon wenige Jahre später, als Präsident, musste er erkennen, dass ein zu stark abgeschotteter amerikanischer Markt langfristig nicht zu mehr Wohlstand, sondern zu Stagnation führte. Die protektionistische Politik hatte zwar kurzfristig einzelne Industrien gestützt, jedoch auch Preise erhöht, internationale Spannungen verschärft und den Zugang zu Exportmärkten eingeschränkt.

Spätestens während seiner Präsidentschaft begann McKinley umzudenken. Im Jahr 1901 – kurz vor seiner Ermordung – verkündete er in einer viel beachteten Rede, dass die Vereinigten Staaten sich stärker dem internationalen Handel öffnen müssten. Er sprach sich für bilaterale Handelsabkommen aus und betonte, dass Isolation keine Lösung für die komplexen Herausforderungen einer zunehmend globalisierten Welt sei. McKinley hatte erkannt, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht allein durch Protektion, sondern auch durch Kooperation und internationale Marktintegration erreicht werden kann.

2. Konjunkturelle Auswirkungen: Uneinigkeit über Gewinner und Verlierer

Auch in der Einschätzung der wirtschaftlichen Effekte zeigt sich ein heterogenes Bild. In den USA selbst – je nach politischem Lager – reichen die Einschätzungen von "Rückkehr zur industriellen Blüte" bis hin zu "Rezessionsgefahr durch Preisdruck". Während linksliberale Medien auf steigende Preise und sinkende Exportchancen hinweisen, setzen konservative Kommentatoren auf einen positiven Effekt: Vizepräsident Vance kündigte bedeutende Steuersenkungen für die Mittelschicht an – als potenzielles Gegengewicht zu importbedingten Preissteigerungen.

Es gibt durchaus konkrete Hinweise auf Investitionsimpulse: Zahlreiche ausländische und US-Konzerne haben neue Produktionskapazitäten innerhalb der Vereinigten Staaten angekündigt. Auf internationaler Ebene sind die Prognosen ebenfalls weit gefächert. So reichen die Prognosen von Konjunkturabschwächungen bis zu positiven Auswirkungen für manche Regionen. In China könnten ungekannte fiskalische Impulse verkündet werden. Ausserdem könnten sich einige Länder zu Blöcken zusammentun, um den Freihandel in ihren Regionen sogar noch auszubauen. So hat beispielsweise der deutsche Ex-Aussenminister Sigmar Gabriel – so unwahrscheinlich das auch ist – Kanada vorgeschlagen, der EU beizutreten.

3. Marktdynamik: Uneinheitliche Positionierungen

Auch die Kapitalmärkte spiegeln die Unsicherheit wider. Die Positionierung institutioneller Investoren ist derzeit uneinheitlich. Morgan Stanley meldete, dass Hedgefonds im grossen Stil aus fremdfinanzierten Einzeltiteln umgeschichtet und verstärkt in Indexprodukte investiert haben. Dabei seien insbesondere dem europäischen und asiatischen Markt Kapital entzogen worden. Gleichzeitig zeigen Zahlen von Reuters, dass europäische Aktien-ETFs im ersten Quartal rekordhohe Mittelzuflüsse verzeichnet haben – sieben Mal so viel wie noch im Vorjahr. Diese konträren Entwicklungen zeigen: Anleger bewerten dieselben Informationen fundamental unterschiedlich.

Es ist nach wie vor unklar, welche Unternehmen unter dem Konflikt am meisten leiden und welche profitieren. Ein Beispiel ist der Handymarkt und die beiden Konkurrenten Samsung und Apple. Da Samsung viele Komponenten aus Südkorea bezieht, das im Vergleich zu China niedrigeren US-Zöllen unterliegt, könnte es Wettbewerbsvorteile gegenüber Apple gewinnen. Apple wiederum ist stark von chinesischen Zulieferern abhängig – und wäre möglicherweise gezwungen, die Preise stärker anzuheben. Wer sich auf traditionelle Muster verlässt, könnte in dieser Phase fehlgehen.

Nestlé wiederum, welches in den letzten Jahren ob seiner Underperformance gescholten wurde, steht trotz der globalen Abverkäufe mit aktuell Plus 16 Prozent auf Jahressicht nach wie vor gut da.

Auch bei der Frage, welche Anlageklasse nun profitieren oder stärksten unter Druck kommen könnte, herrscht Uneinigkeit. So steigen aktuell in Asien die Kosten für Kreditausfallversicherungen, in den USA wiederum nimmt die Nachfrage nach US-Staatsanleihen zu - einerseits aufgrund der Suche nach sicheren Anlagen, aber auch aufgrund der Erwartung von Zinssenkungen - was die Rendite der US-Staatsschulden aktuell auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2024 gedrückt hat. Der US-Dollar wiederum handelte zuletzt auf einem Halbjahrestief, wohingegen Franken und Euro gesucht sind. An den Rohstoffmärkten fallen die Rohölpreise stark, was weltweit die Inflation senken dürfte. Auch eine mögliche Umleitung der Handelsströme Chinas zulasten der USA zugunsten anderer Regionen, könnte die Teuerung in machen Regionen stark drücken.

Diversifikation bleibt Trumpf

Was bleibt also in einer Welt, in der die Schneekugel geschüttelt wurde und niemand weiss, wo die Flocken niedergehen? Die Antwort ist altbewährt und aktueller denn je: Diversifikation.

Statt sich in kurzfristige Positionierungen zu flüchten oder angesichts der Nachrichtenlage in Passivität zu verharren, ist eine breit abgestützte Anlagestrategie die beste Strategie. Sie reduziert das Risiko von Fehleinschätzungen und stellt sicher, dass man als Anleger von langfristigen Chancen profitiert, wenn sich die Märkte neu geordnet haben.

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