VZ-Analyse
Die Berichtsaison zum ersten Quartal 2025 ist angelaufen. Angesichts der US-Zollpolitik dürften die Ausblicke bei vielen Schweizer Unternehmen gedämpft sein. Logitech hat den Reigen eröffnet und darf daher als Vorbote für die nächsten Wochen betrachtet werden
Die Aktien von Logitech gehören zu den volatileren Titeln am Schweizer Aktienmarkt. Dies hat mit dem kurzlebigen und sehr zyklischen Geschäft der Konsumgüter des Computerzubehör-Hersteller zu tun. Die ersten neun Monate im Geschäftsjahr 2024/2025 (April bis Dezember) waren sehr schwungvoll, wobei insbesondere das Weihnachtsquartal auf allen Ebenen überzeugen und die Erwartungen übertreffen konnte.
Viel Unklarheiten
Die Zahlenpräsentation für das Gesamtjahr sowie die Details zu den letzten drei Monate werden Ende April 2025 präsentiert. Dennoch sah sich Logitech kürzlich genötigt, den Ausblick für das neue Geschäftsjahr 2025/2026 zu revidieren. Der Grund dafür ist – wen wundert es – die US-Zollpolitik. Das Waadtländer Unternehmen dient als Anschauungsbeispiel, wie schwierig das Handling für betroffene Unternehmen mit der Zollthematik ist. Die erratische Vorgehensweise der US-Regierung sorgt für viel Blindflug und führt dazu, dass die Visibilität für das Management, die Analysten sowie die Aktionäre fehlt.
Obwohl Logitech ihre Produktionsstandorte seit einigen Jahren breiter diversifiziert, wird weiterhin rund 40 Prozent in China produziert. Vom Gesamtumsatz fällt rund ein Drittel in den USA an. Dies macht das Unternehmen stark abhängig vom Handelskrieg zwischen den USA und China. Anfang März publizierte Logitech die Prognosen für das neue Geschäftsjahr 2025/2026 und rechnete mit möglichen Zöllen in der Höhe von 20 Prozent auf US-Importe aus China. Da die Zolltarife nun aber ein Vielfaches höher sind, ist die Ausblick-Streichung somit keine grosse Überraschung mehr. So deutete es auch der Aktienmarkt. Die Logitech-Aktien haben am Tag der Bekanntgabe dieser Unternehmensnachricht nicht sonderlich negativ reagiert – was ansonsten üblich ist und zu grösseren Kurskorrekturen führt.
Die Erkenntnisse
Dennoch stellt sich nun die Frage, ob die gestartete Berichtsaison unter einem schlechten Stern steht. Nicht unbedingt und nicht in jedem Fall. Bei Unternehmen wie Logitech, welche stark exponiert sind, wird es zwar in der Tat schwierig sein, einen konkreten Outlook zu machen. Gleichzeitig sind die Finanzmärkte schnell und effizient in der Adaption zukünftiger Risiken. Vereinzelt sind die Gewinnschätzungen bei Logitech bereits im Vorfeld der erwähnten News um 20 bis 25 Prozent gesenkt worden. Deshalb hat diese Nachricht nicht zu einem erneuten starken Kursrückschlag geführt.
Daraus können ein paar Schlüsse für die weitere «Earnings Season» gezogen werden: Die Aktienmarktkorrekturen seit anfangs April haben bereits zu einem gewissen Teil eine wirtschaftliche Abschwächung und einen Rückgang der Unternehmensgewinne eingepreist. Deshalb muss zukünftig nicht jede negativ behaftete Unternehmensnachricht wie z.B. Gewinnwarnungen oder Ausblick-Anpassungen zu weiteren Kurskorrekturen führen. Zudem dürften, wie es bei Logitech auch der Fall ist, auch andere Schweizer Unternehmen einen Teil der Zölle durch Preiserhöhungen, Effizienzsteigerungen und neue Lieferantenverträge abfedern.
Entscheidend ist die Qualität
Für den langfristigen Erfolg einer Aktieninvestition ist die Qualität des Unternehmens entscheiden. Dazu zählt eine starke Marktpositionierung verbunden mit regelmässigem und konstantem Wachstum. Dies schafft Aktionärsmehrwert, was sich in einer ansprechenden Rendite auf dem investierten Kapital (ROI = Return on Investment) niederschlägt. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist der Freie Geldfluss (Free Cash-Flow). Dieser gibt Aufschluss zur Dividendenfähigkeit und den vorhandenen Mitteln zur Rückführung von Fremdkapital. Zu guter Letzt ist auch eine solide Bilanz mit genügend Eigenkapital und einer tiefen Verschuldungsquote entscheidend. Dies alles trifft bei Logitech zu und wird dem Unternehmen helfen, mittelfristig gestärkt durch den Zoll-Sturm herauszukommen.
Kurzfristig dürften aber Unternehmen im Vorteil sein, welche wenig bis keine Abhängigkeiten zu den USA haben. Dazu zählen nebst einigen Schweizer Immobilienfirmen u.a. auch die Aktien von BKW, Burkhalter, Flughafen Zurich, Galenica, Geberit, Implenia, Swisscom oder Sunrise. Ob Logitech im gleichen Atemzug jemals erwähnt werden kann, bleibt fraglich. Aber immerhin ist das Unternehmen bestrebt, bis Ende Jahr mehr als die Hälfte der verkauften Produkte in den USA von Standorten ausserhalb von China zuliefern.