Edelmetall
Für einmal ist der steigende Goldpreis nicht nur eine Folge der traditionellen Flucht in den sicheren Hafen. Vielmehr treibt eine komplexe Mischung aus Tarifdrohungen und Marktmanövern den Goldpreis zu neuen Höhen.

Patrick Herger, VZ VermögensZentrum
Gold hat in dieser Woche einen neuen Höchststand erreicht und die Marke von 2900 US-Dollar pro Unze überschritten. Und die Marktdynamik deutet darauf hin, dass das Edelmetall bald die psychologisch wichtige Schwelle von 3000 Dollar erreichen könnte. Doch welche Faktoren tragen zu diesem bemerkenswerten Preisanstieg bei?
Ein zentraler Auslöser für den jüngsten Preissprung sind die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle auf alle Importe von Stahl und Aluminium. Mit einem Aufschlag von 25 Prozent auf diese Güter hat Trumps Massnahme nicht nur die globalen Märkte erschüttert, sondern auch eine verstärkte Zuwendung zu sicheren Anlagen wie Gold ausgelöst. Einige Marktbeobachter befürchten eine mögliche Eskalation des Handelskriegs, da betroffene Länder wie Kanada, Mexiko und die EU bereits Gegenmassnahmen angekündigt haben.
Die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Folgen dieser Politik hat Gold als sicheren Hafen attraktiver gemacht. Aber nicht nur das. Die Aussicht auf Importzölle hat zudem eine ungewöhnlich hohe Nachfrage nach physischem Gold ausgelöst, insbesondere in New York. Investoren und Spekulanten versuchen, ihre Goldbestände aufzustocken, bevor eventuell ähnliche Zölle wie für Stahl auch für Gold in Kraft treten. In den letzten zwei Wochen kam es deswegen bei physischem Gold zu einem sprunghaften Anstieg der Lagerbestände um 30 Prozent.
Angst vor Strafaktionen der USA
Diese kurzfristigen Treiber des Goldkurses werden von wichtigen, weiterhin bestehenden langfristigen Treibern verstärkt. Dabei ist vor allem an die massive Nachfrage seitens der Zentralbanken zu denken. Länder wie Indien, China und die Türkei haben ihre Goldreserven erheblich aufgestockt. Diese Käufe sind nicht nur eine Absicherung gegen Währungsrisiken, sondern auch eine Reaktion auf geopolitische Spannungen.
Vor allem sind sie eine Reaktion darauf, dass die USA das auf ihrem Dollar basierende internationale Finanzsystem in jüngster Zeit vermehrt genutzt haben, um gegnerische Länder zu bestrafen. So hat man insbesondere im globalen Süden sehr genau registriert, dass die USA und ihre Verbündeten die Zentralbankgelder von Afghanistan, Venezuela und Russland eingefroren oder – in den Augen mancher nichtwestlicher Nationen – vielmehr gestohlen haben.
Viele Länder wollen daher das Risiko verringern, sich in den Augen der USA nicht genügend gefügig zu verhalten und dann mit dem Einfrieren der eigenen Zentralbankgelder bestraft zu werden. Und so wird verständlich, dass laut dem World Gold Council die globalen Goldreserven im Jahr 2024 um 694 Tonnen angestiegen sind – ein Niveau, das an frühere Rekorde erinnert.
Dass zahlreiche Zentralbanken vermehrt auf Gold setzen, führt zu einer langfristigen, fundamentalen Unterstützung des Goldpreises. Und das wiederum sorgt in den Augen von Goldanlegern für erhöhte Stabilität im Markt und stärkt ihr Vertrauen, dass der Preis nicht plötzlich wieder nach unten ausbricht.
Investoren sollten jedoch wachsam bleiben: Politische Kurstreiber sind oft nur von kurzer Dauer, dementsprechend nimmt die Fallhöhe in der aktuellen Konstellation zu. Wenn die Nachfrage nachlässt, dürfte mit der Rallye der vergangenen zwei Jahre ein Überangebot am Markt entstehen. Und dann könnte erneut eintreten, was in der Vergangenheit schon der Fall war: Eine lange Phase, in der Gold schlecht performt hat.
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