VZ-Analyse

Kühne+Nagel: Ruhige Fahrt trotz Wellengang?

Trotz eines anhaltend herausfordernden Marktumfelds gelang es Kühne+Nagel seine Geschäftszahlen 2024 zu stabilisieren und den Umsatz zu steigern. Dennoch bleibt das Unternehmen durch geopolitische Unsicherheiten und möglichen Handelskonflikten gewissen Risiken ausgesetzt.

5. März 2025

Autor: Claudio Betschart, VZ Investment Solutions

Kühne+Nagel ging in der Phase der Pandemie als Gewinner hervor. Der Logistikkonzern konnte aufgrund komplexeren Lieferketten einen höheren Umsatz erwirtschaften und dabei die Renditen steigern. Zusätzlich führte eine hohe Nachfrage im E-Commerce-Bereich zu Lieferengpässen, was wiederum die Frachtpreise erhöhte. Auch nach der Normalisierung dieser Effekte gelang es dem Unternehmen, gewisse Kennzahlen konstant zu steigern. Nach einer allgemeinen Marktschwäche kombiniert mit ernüchternden Zahlen für das Jahr 2023 hat sich der Aktienkurs stark abgeschwächt.

Auch 2024 war das Marktumfeld für Kühne+Nagel nicht optimal. Eine schwache Wirtschaft in Europa, aufkommende protektionistische Tendenzen und regionale Konflikte drückten weiter auf den Aktienkurs. Trotzdem hat es Kühne+Nagel geschafft, die Unternehmenszahlen zu stabilisieren. Obwohl das Zahlenset nicht zu Freudensprüngen veranlasst, liegen sie über den vergleichbaren Zahlen von vor der Corona-Pandemie. Bereits bei den Halbjahreszahlen 2024 war eine Geschäftsbeschleunigung und Profitabilitätsverbesserung ersichtlich. Diese verbesserte sich insbesondere im vierten Quartal nochmals.

Der Logistiker konnte im Geschäftsjahr 2024 einen um 4 Prozent gestiegenen Nettoumsatz von 24,80 Milliarden Franken erwirtschaften. Das Betriebsergebnis verringerte sich um 13 Prozent auf 1,65 Milliarden Franken, wobei sich der Reingewinn auf 1,23 Milliarden Franken beziffert. Bei der Konversionsrate (Verhältnis von EBIT zu Rohertrag) ist dem Unternehmen kein Befreiungsschlag gelungen. Mit 19 Prozent entspricht die für das Logistikunternehmen wichtige Kennzahl ungefähr den Erwartungen. Das mittelfristige Ziel einer Konversionsrate von 25 Prozent bis 30 Prozent scheint erreichbar.

Die Strategie «Roadmap 2026» sieht vor, die Rentabilität strukturell zu verbessern. Zudem soll mittels Akquisitionen in Nordamerika und Asien neue Wachstumschancen geschaffen werden. Beispielsweise hat sich Kühne+Nagel die Mehrheit eines amerikanischen Logistikunternehmens gesichert, welches sich auf Transportlösungen zwischen Seehäfen, Bahnknotenpunkten und Kundenanlagen in den USA spezialisiert.

Die sehr solide Bilanz und ein konstanter freier Geldfluss (Free Cash Flow) ermöglichen weitere Übernahmen. Die robuste finanzielle Situation mit einer sehr tiefen Nettoverschuldung verhilft zudem, weiterhin ein attraktiver Dividendenzahler zu sein. Die Rendite beträgt trotz Dividendenkürzung attraktive 4 Prozent.

Neben den Wachstumsmöglichkeiten weist das aktuelle makroökonomische Umfeld jedoch einige Risiken auf. Der globale Handel könnte sich aufgrund eines eskalierenden Handelskrieges abschwächen, was die Frachtraten sinken lassen würde. Neben effizienteren Organisationstrukturen und einem breiteren Angebot, könnte somit auch Geduld beim Aktienkurs gefragt sein.

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