Wie solide sind die Bilanzen der grössten Schweizer Unternehmen?

VZ Analyse

Ein Blick auf die Eigenkapitalquoten im SMI zeigt, wer besonders krisenresistent ist – und warum Finanzwerte dabei eine Sonderrolle spielen.

7. Okt. 2025

Beschreibung

Eine hohe Eigenkapitalquote gilt als Zeichen finanzieller Stabilität und geringeren Risikos. Sie zeigt, wie stark ein Unternehmen mit eigenem Kapital statt mit fremdem Kapital arbeitet. Zur Berechnung wird das Eigenkapital ins Verhältnis zum Gesamtkapital gesetzt. Dabei gilt: Mehr Eigenkapital bedeutet weniger Schulden, aber auch höhere Kapitalkosten. Deshalb lohnt sich ein genauer Blick auf die Eigenkapitalquoten der 20 grössten Schweizer Unternehmen im SMI.

Alcon: Deutlicher Spitzenreiter

Alcon führt die Rangliste mit einer Eigenkapitalquote von mehr als 70 Prozent klar an. Der weltweit tätige Anbieter von Produkten für die Augenheilkunde weist über 20 Milliarden US-Dollar unter der Bilanzposition «Reserven» aus – ein Betrag, der nahezu das gesamte Eigenkapital des Unternehmens ausmacht. In den letzten Jahren ist dieser Wert leicht gestiegen, was unter anderem auf die zurückhaltende Dividendenpolitik zurückzuführen ist. Mit aktuell 0,4 Prozent liegt Alcon bei der Dividendenrendite deutlich hinter anderen SMI-Titeln zurück. Ein grosser Teil des Gewinns bleibt somit im Unternehmen und stärkt das Eigenkapital. Könnten diese Reserven für künftige Akquisitionen gedacht sein? Möglich – doch aktuelle Beispiele zeigen, dass dies nicht zwingend der Fall ist. So soll die geplante Übernahme von Staar Surgical für 1,5 Milliarden US-Dollar nicht aus den Reserven, sondern über Kredite finanziert werden.

Sonderfall Finanztitel

Am unteren Ende der Rangliste stehen Swiss Life, UBS und Zurich Insurance. Ihre tiefen Eigenkapitalquoten sind jedoch kein Warnsignal, sondern branchentypisch. Banken und Versicherer benötigen hohe Fremdkapitalbestände, um ihre Geschäfte betreiben zu können. Bei Banken bilden Kundeneinlagen und Interbankenkredite die Grundlage für Kredite und andere Finanzdienstleistungen. Versicherungen investieren Prämieneinnahmen und bilden Rückstellungen für künftige Schadenfälle – ebenfalls Fremdkapital. Bei Swiss Life etwa sind Anlagen von rund 200 Milliarden Franken verantwortlich für die tiefe Eigenkapitalquote.

Für Finanzinstitute sind daher andere Kennzahlen entscheidend, etwa risikogewichtete Kapitalquoten. Diese liegen bei den SMI-Finanzwerten komfortabel über den regulatorischen Mindestanforderungen. Dennoch sorgt die Diskussion um strengere Kapitalvorgaben – insbesondere bei UBS – für Unruhe. Die Grossbank könnte dadurch nach eigener und oft wiederholter Aussage einen Wettbewerbsnachteil erleiden. Eine Verlegung des Firmensitzes ins Ausland steht daher im Raum.

Weitere Auffälligkeiten

Das Logistikunternehmen Kühne + Nagel reiht sich zwar wie die Finanzwerte am unteren Ende der Rangliste ein, zeigt aber keine finanzielle Schwäche. Die Nettoverschuldung ist moderat, und das Unternehmen erwirtschaftet viel freien Cashflow. Bei Nestlé hat sich die Eigenkapitalquote in den letzten Jahren verringert, während die Nettoverschuldung gestiegen ist. Dennoch bleibt die Ertragskraft hoch: Die Margen liegen weiterhin auf attraktivem Niveau, und das Marktumfeld dürfte sich nach Jahren steigender Kosten wieder verbessern. Logitech zeigt die gegenteilige Entwicklung. Durch die hohe Nachfrage nach Computerzubehör während der Pandemie konnte das Eigenkapital deutlich gestärkt werden – das Unternehmen belegt nun den zweiten Platz hinter Alcon.

Fazit

Wer eine hohe Eigenkapitalquote besitzt, kann beruhigt schlafen. Eine tiefe Quote bedeutet jedoch nicht automatisch finanzielle Schwäche. Dies zeigt sich an den Finanzwerten, aber auch an Kühne + Nagel oder Nestlé. Entscheidend ist, die Bilanz im Ganzen zu betrachten und richtig einzuordnen. Erst die Entwicklung über die Zeit und das Zusammenspiel weiterer Kennzahlen ergeben ein vollständiges Bild.

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