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"Erneuerbare Heizsysteme lohnen sich"

Viele Hausbesitzer ersetzen fossile Heizungen, ohne Alternativen mit erneuerbarer Energie zu prüfen. Thomas Jud, Gebäude-Experte des Bundesamts für Energie, will das ändern.

Herr Jud, Sie leiten beim Bund das Programm "erneuerbar heizen". Wie heizen Sie Ihr eigenes Zuhause?

Wir leben in einem hoch gedämmten Passivhaus, das primär vorhan­dene Wärme­quellen wie die Sonne oder Abwärme nutzt. So ein Minergie-P-Haus hat zwar etwas höhere Baukosten, belohnt wird man dafür mit mehr Wohnqualität und tiefen Energiekosten – zum Glück hat mir meine Familie beim Bau vertraut (lacht). Generell ist die Energie am günstigsten und nachhaltigsten, die wir nicht verbrauchen und deshalb gar nicht erst produzieren müssen.

Warum sollen erneuerbare Heiz­systeme zum Standard werden?

In der Schweiz stehen heute etwa 2,3 Millionen Gebäude. Sie beanspruchen rund 40 Prozent des Energieverbrauchs und verursachen rund ein Drittel der CO2-Emissionen. Diese Werte müssen wir verbessern.

Wo setzt man am besten an?

Besonders gross ist das Potenzial bei älteren Häusern, die mit Öl, Gas oder direkt elektrisch heizen. Der Bundesrat will, dass 2050 keine fossilen Heizungen mehr in Betrieb sind. Dazu müssen wir jedes Jahr 30'000 fossile Heizungen ersetzen durch solche, die mit erneuer­barer Energie betrieben werden. Studien zeigen aber, dass viele Eigenheim­besitzer neue fossile Heizungen einbauen, ohne dass sie Alternativen prüfen. Das macht mich nach­denklich – denn das ist weder öko­nomisch noch ökologisch sinnvoll.

Wahrscheinlich denken viele, dass erneuerbare Lösungen teurer sind?

Unsere Erfahrung zeigt, dass sie sich zu spät damit befassen. Den höheren Investitionskosten stehen tiefere Energie- und Betriebskosten gegenüber, und der Wert des Hauses steigt in der Regel. Über die ganze Lebensdauer betrachtet sind die meisten erneuerbaren Heizsysteme heute schon günstiger, wenn man Förderbeiträge, CO2-Abgaben und Steuerabzüge berücksichtigt.

Das ist anspruchsvoll, und diese Beiträge und Abzüge sind überall anders geregelt.

Es ist nicht einfach, den Überblick zu gewinnen. Darum haben wir 2020 das Programm «erneuerbar heizen» lanciert. Wir wollen Eigenheimbesitzer motivieren, nachhaltige Lösungen zu prüfen, und unterstützen sie mit unserer «Impuls-Beratung». Dank Förder­geldern des Bundes ist diese Beratung kostenlos, wenn es um den Ersatz einer Hauptheizung geht, die über zehn Jahre alt ist.

Was bringt so eine Beratung?

Fachleute analysieren Ihr Haus vor Ort. Sie prüfen etwa Alter und Zustand der Heizung und Gebäudehülle, vergleichen die Heizkosten und zeigen Optionen für erneuerbare Lösungen auf – zum Beispiel Wärmepumpen, Holzfeuerungen, Sonnenkollektoren oder den Anschluss an ein Wärmenetz. Sie berücksichtigen Investitions-, Energie- und Betriebskosten sowie Förderbeiträge und Steuervorteile. So wissen Sie, was der Ersatz der Heizung kostet und wie viel Sie einsparen. Und der Schluss­bericht hilft Ihnen, die Massnahmen einzuleiten, mit denen Sie Ihr Haus fit für die Zukunft machen.

Zur Person

Thomas Jud arbeitet seit 1998 beim Bundesamt für Energie (BfE) und leitet das Programm "erneuerbar heizen". Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und den drei Kindern in einem Minergie-P-Haus. Hier lesen Sie mehr über "erneuerbar heizen": www.erneuerbarheizen.ch