Geldanlagen

Kryptos – viel mehr als nur Währungen

Die Erfindung des Bitcoins hat den Weg für weitere innovative Projekte im Blockchain- und Kryptobereich geebnet. Ein Überblick über die wichtigsten Arten von Krypto-Anlagen.

Portrait von Markus Lackner
Markus Lackner
Leiter Research

Es gibt bereits bald über 15'000 unterschiedliche Coins und Tokens, und täglich kommen neue hinzu. Diese sogenannten «Krypto-Assets» unterscheiden sich stark in ihren jeweiligen Anwendungsmöglichkeiten. Eine thematische Gliederung wie bei Aktien ist aus Diversifikationsgründen angebracht. 

Bei Investitionen in Aktien wird meistens nach Ländern oder Branchen unterschieden. Ersteres ist durch weltweite dezentrale Verbreitung bei Kryptowährungen nicht sinnvoll. Die Unterscheidung nach Branche respektive Einsatzzweck ist jedoch grundsätzlich möglich. Die aktuell relevantesten Kategorien sind klassische Kryptowährungen (z.B. Bitcoin), Plattform Tokens (Ether) und Stablecoins. 

Klassische Kryptowährungen
Die klassische Kryptowährung soll primär als Peer-to-Peer-Onlinewährung dienen – also als Währung, die dezentral in einem Netzwerk von unzählig vielen Rechnern existiert, die unter einander verbunden sind, ohne Abhängigkeit von Drittparteien. Bitcoin war dabei die erste Kryptowährung die erfolgreich auf einer Blockchain funktioniert hatte. Sie ist bis heute die wichtigste und bekannteste Kryptowährung. 

Die bekannten Funktionen von Geld als Tauschmittel, Rechnungseinheit und Wertaufbewahrungsmittel können meistens nur teilweise erfüllt werden. Bitcoin dient aktuell durch seine Knappheit (begrenztes Angebot) insbesondere als Wertaufbewahrungsmittel. Die ursprünglich angedachte Funktion als Zahlungsmittel wird durch mangelnde Skalierbarkeit erschwert.

Es gibt dutzende Variationen, welche die Probleme und Nachteile von Bitcoin zu beheben versuchen. Die nennenswerteste und älteste ist dabei der Litecoin, welcher eine deutlich höhere Transaktionsgeschwindigkeit als Bitcoin anstrebt. Ebenfalls zu nennen ist das Projekt «Ripple», welches im Gegensatz zu Bitcoin mit traditionellen Banken zusammenarbeitet, um ein internationales Echtzeit-Zahlungsnetzwerk aufzubauen. 

Plattform Tokens
Die zweite Generation von Kryptowährungen ermöglichen es, auf der Blockchain basierende Anwendungen zu programmieren. Die bekannteste dieser Plattformen ist Ethereum. Diese Plattform erlaubt die Erstellung und Nutzung einer Vielzahl von dezentralen Anwendungen (dApps). Diese basieren insbesondere auf sogenannten «Smart Contracts». Das sind Programme, welche auf Basis vordefinierter Regeln miteinander interagieren können. Die Software soll dabei resistent gegen Zensur, Ausfallzeiten und Betrug sein.

Mittlerweile gibt es viele weitere Plattformen, ähnlich wie unterschiedliche Betriebssysteme für Computer (z.B. iOs für Apple oder Windows für Microsoft). Durch den grossen Erfolg von Ethereum haben sich die Transaktionskosten auf der Blockchain teilweise deutlich verteuert und die Geschwindigkeit verlangsamt. Diesen Problemen wollen neuere Plattformen wie Solana, Cardano oder Avalanche durch neuartige Konsensmechanismen entgegenwirken. Der jeweilige Coin wird dabei für die Abwicklung von Transaktionen und das Ausführen von Programmen auf der Blockchain benötigt.

Bereits heute basieren viele reale und erfolgreiche dezentrale Anwendungen auf den genannten Blockchains. Aktuell sind über 250 Milliarden US-Dollar auf dezentralen Anwendungen eingesetzt (Quelle: DefiLlama per 7. Dezember 2021). Unter diesen dezentralen Anwendungen finden sich teilweise komplett neue Geschäftsmodelle oder deutlich effizientere Lösungen von bestehenden Dienstleistungen. Unter anderem sind dies Initial Coin Offerings (ICO), Decentralized Finance (DeFi) und Non-Fungible-Tokens (NFT).

Stablecoins 
Eine besondere Rolle unter den Kryptowährungen kommt den sogenannten Stablecoins zu. Diese Coins sind an eine traditionelle Währung wie den US-Dollar oder den Euro geknüpft und sollten sich im Preisverlauf identisch verhalten. Unter den grössten 20 Kryptowährungen befinden sich aktuell drei Stablecoins. Die Kategorie der Stablecoins ist für einen grossen Teil des täglichen Handelsvolumens an den Kryptobörsen verantwortlich.

Der nach Marktkapitalisierung grösste und meistgehandelte Stablecoin ist der Tether (USDT). Der Tether basiert im Gegensatz zu den vorhin genannten Coins wie Bitcoin nicht auf einer eigenen Blockchain, sondern als Anwendung unter anderem auf der Ethereum-Blockchain. Weiter ist Tether kein öffentliches oder dezentrales Projekt, sondern wird von einer privaten Firma betrieben. So ist der Quellcode etwa nicht öffentlich einsehbar. 

Für Investoren, welche an einer reinen Preissteigerung interessiert sind, ist eine Investition in Stablecoins nicht attraktiv. Diese dienen vielmehr als eine Art Brücke zwischen der «alten» und der «neuen» Finanzinfrastruktur. 
 

Die Welt der Kryptowährungen befindet sich in einem steten Wandel und es gibt noch diverse weitere Ausprägungen. Dies sind unter anderem Utility Token von Krypto-Börsen für Trading-Rabatte, dezentrale Börsen und Kreditvergabe, tokenisierte Kunstwerke (NFT) oder dezentrale Videospiele. Weiter können einige der erwähnten Assets auch mehreren Zwecken dienen. Einige davon können in gewissen Marktphasen einen regelrechten Hype erleben und genauso schnell wieder zusammenbrechen. 
Eine Diversifikation nicht nur über diverse Coins, sondern auch über die unterschiedlichen Kategorien und Anwendungsbereiche ist aus diesem Grund sehr empfehlenswert. 

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