Nullkosten-Broker: Sie sind gratis, aber sie haben dennoch ihren Preis
In den letzten Jahren sind immer mehr Nullkosten- und Billig-Onlinebroker auf den Markt gekommen. Allerdings werden Anleger dort meist an anderer Stelle zur Kasse gebeten.
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Das Angebot klingt verlockend gut: Sogenannte Nullkostenbroker oder Billig-Broker bieten an, Aktien gratis oder für nur gerade ein paar Franken zu handeln. Das hält die Kunden bei Laune – und motiviert sie, das Depot fortlaufend umzuschichten.
Von solch erhöhten Handelsaktivitäten profitieren aber auch die Billig-Broker. Denn was viele nicht wissen: Der Handel ist alles andere als günstig. Die Anbieter von solchen Tarifen verfolgen lediglich ein anderes Geschäftsmodell. Auch sie verdienen gutes Geld – einfach auf eine etwas andere Art, wie folgende Übersicht zeigt:
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Payment for Order Flow (Geld für Kundenaufträge): Billig-Broker schliessen in der Regel einen Exklusivvertrag mit einem Wertpapierhandelshaus oder einer Investmentbank ab. Dabei verpflichten sie sich, alle Kundenaufträge den Vermittlern exklusiv zur Ausführung zu senden. Diese Vermittler können dann entscheiden, ob sie zum Beispiel die Kaufaufträge intern gegen andere Verkaufsaufträge ausführen oder ob sie es an eine Börse weiterschicken. Der Vermittler kann so die ihm passenden Aufträge herausfiltern und seinen Gewinn aus den Transaktionen maximieren.
Der Billig-Broker wiederum wird für die Lieferung der Aufträge mit einer umsatzabhängigen Provision entschädigt. Das kann zu Interessenskonflikten führen, wenn der Anbieter die Kundenaufträge nicht an die Börse mit den besten Preisen für seine Kunden schickt, sondern an jene, welche die höchsten Provisionen bezahlen.
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Höhere Spreads: Billig-Broker können auch Exklusivverträge mit Börsenplätzen oder alternativen Handelsplattformen abschliessen. Das ist zum Beispiel in Deutschland oft üblich. Dabei handelt es sich meist um kleinere Börsen mit geringerem Handelsvolumen im Vergleich zur jeweiligen Hauptbörse. Der Nachteil für den Kunden liegt darin, dass oftmals der Preisunterschied zwischen Kauf- und Verkaufskursen (Spread) eines Titels höher ist. Dies geht zulasten der Rendite des Anlegers.
Vor allem ausserhalb der offiziellen Handelszeit können die Spreads locker auf 4 bis 5 Prozent steigen. Wenn kein Referenzmarkt (wie der DAX in Deutschland oder der SMI in der Schweiz) geöffnet ist, können die Spreads nochmals deutlich angehoben werden. Wie sich das auf die Gesamtkostenrechnung auswirken kann, ist beispielhaft in der Tabelle umschrieben.
- Gratishandel als Lockvogelangebot: Auch dient der Aktienhandel häufig als Lockvogelangebot für die Handelsplattform. Die Anbieter sind meist viel mehr daran interessiert, dass Anleger Zertifikate oder strukturierte Produkte kaufen. Mit solchen Produkten können deutlich höhere Margen erzielt werden.
Zu beachten ist, dass der Billig- oder gar Gratishandel mit Aktien an grossen Börsen wie der SIX oder der Xetra in Frankfurt nicht möglich ist. Wer über seine Plattform Aktienhandel anbieten möchte, muss diesen Börsen eine Abgabe entrichten, die nicht mit einem Nullkosten-Handel vereinbar ist.
Zudem ist unklar, wie lange noch die Ertragsmodelle der Gratis- und Billigbroker wirklich funktionieren. So wird das Payment-for-Order-Flow-Modell in Europa ab 2026 verboten, in Grossbritannien ist diese Praxis bereits seit einigen Jahren untersagt:
Anleger fahren deshalb oftmals mit Blick auf die Gesamtkosten besser, wenn sie eine Online-Handelsplattform wählen, der frei von möglichen Interessenkonflikten ist und auch einen Handel über die grossen Börsenplätze anbietet, welche während der offiziellen Handelszeit den liquidesten Handel und damit meist auch die attraktivsten Spreads anbieten.
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