Geldanlagen

So geht es weiter mit den Leitzinsen

Die vergangenen Wochen waren geprägt von Leitzinsentscheidungen der grossen Notenbanken – zwei von ihnen waren wegweisend. Doch nun stellen sich viele Anleger und Hypothekarnehmer die Frage, wie es weitergeht.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
26. März 2025

Die vergangenen Wochen waren geprägt von Leitzinsentscheidungen der grossen Notenbanken – zwei von ihnen waren wegweisend. So beliess die US-Notenbank Fed die Zinsen unverändert, obschon Präsident Donald Trump gerne tiefere Zinsen und einen schwächeren Dollar gesehen hätte. Entsprechend zeigte er sich nicht allzu begeistert. 

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hingegen senkte den Leitzins um einen weiteren Viertelprozentpunkt auf 0,25 Prozent und damit wieder in unmittelbare Nähe von Null- und Negativzinsen. 

Was nach diesen Zinsentscheiden die Anleger umtreibt, ist die Frage, wohin die Zinsen im weiteren Jahresverlauf tendieren. Das VZ hat deshalb die Markterwartungen für drei der wichtigen Notenbanken zusammengetragen:

SNB: Nachdem die Notenbank im März zum fünften Mal in Folge den Zins gesenkt hat, setzt sich am Markt nun immer mehr die Erwartung durch, dass damit das untere Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte. Dass die Zurückhaltung bezüglich weiterer Zinsschritte zugenommen hat, hängt auch mit den geplanten Investitionen in der EU zusammen. Sie könnten den Inflationsdruck generell etwas anheben, allenfalls auch im übrigen Europa. In der Schweiz hat sich der Inflationsdruck allerdings weiter abgeschwächt. Dass doch wieder Negativzinsen eingeführt werden müssen, kann deshalb nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Entscheidend ist unter anderem die Kursentwicklung des Frankens zum Euro.

Fed: In den USA finden die Leitzinsprognosen der einzelnen Mitglieder des geldpolitischen Gremiums jeweils besonders viel Beachtung. Die Prognosen werden quartalsweise erstellt. Aktuell erwarten die Mitglieder des Offenmarktausschusses, dass der Leitzins dieses Jahr um einen halben Prozentpunkt auf 3,875 Prozent fallen wird. Für das kommende Jahr gehen sie von einem weiteren Rückgang um einen halben Prozentpunkt auf 3,375 Prozent aus. Das entspricht ziemlich genau den in der Grafik abgebildeten Markterwartungen. In den neuesten Fed-Prognosen waren keine Äusserungen zu Zöllen enthalten. Es ist deshalb davon auszugehen, dass es sich hier um ein Hauptszenario handelt, bei dem Zölle nur selektiv umgesetzt werden.

EZB: Die EZB hatte bereits Anfang März den Einlagesatz um 0,25 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent gesenkt. Die geplanten Mehrausgaben für Verteidigung und Infrastruktur werden die Wirtschaft in der EU voraussichtlich etwas beleben. Dieser Fiskalimpuls könnte aber auch den Inflationsdruck etwas erhöhen. An den Finanzmärkten geht man deshalb davon aus, dass der EZB-Leitzins bei 2 Prozent Boden finden wird.
 

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Unveränderte Zinsen in Grossbritannien

Die Bank of England (BoE) beliess den Leitzins wie erwartet bei 4,5 Prozent. Der Entscheid fiel im neunköpfigen Rat mit 8 zu 1 Stimmen deutlich aus. Die Notenbank möchte vor einem nächsten Schritt sichergehen, dass sie sich auf dem richtigen Weg befindet. Sie erwartet, dass die Inflation sich in den kommenden Monaten weiter verlangsamt.

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In Deutschland macht sich allmählich wieder Optimismus breit. Der an den Märkten stark beachtete Ifo-Index deutet darauf hin, dass sich die Stimmung bei deutschen Unternehmen verbessert hat. Dies ist unter anderem auf die geplanten Infrastrukturinvestitionen zurückzuführen. Davon dürfte insbesondere auch die zuletzt leidende Bauwirtschaft profitieren.