Was ist dran an "Sell in May"?
"Sell in May and Go Away" ist eine der bekanntesten Börsenweisheiten. Doch lohnt es sich wirklich, die Aktien im Mai zu verkaufen und erst sechs Monate später wieder zu kaufen?
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Viele Anlageklassen scheinen die Tendenz zu haben, sich zu bestimmten Zeiten – beispielsweise an bestimmen Tagen, Monaten oder Jahren – in eine bestimmte Richtung zu entwickeln. Solche sogenannten Kalenderanomalien oder Saisonalitäten können verschiedene Ursachen haben. Diese sind jedoch häufig umstritten und lassen sich oft nicht eindeutig bestimmen. Eine Rolle spielen können beispielsweise ökonomische Gründe, Feiertage, Steuerüberlegungen oder psychologische Muster.
Eines der bekanntesten saisonalen Muster ist die Börsenweisheit "Sell in May and Go Away". Eine Sell-in-May-Anlagestrategie wird so aufgesetzt, dass der Anleger seine Aktienanlagen jeweils zum Schlusskurs des letzten Handelstages im April verkauft und zum Schlusskurs des letzten Handelstages im Oktober wieder kauft. Zwischen April und November wird die Anlage in Liquidität oder in Zinswerten gehalten.
Hinter dieser Strategie steht die Annahme, dass die Monate November bis April durchschnittlich deutlich besser abschneiden als die teilweise sogar negativen Monate Mai bis Oktober. Dank des starken Wachstums von passiven Anlagefonds (ETF und Indexfonds) in den letzten Jahren und den je nach Depotbank tiefen Transaktions- und Depotgebühren könnten Privatanleger eine solche Strategie leicht und kostengünstig umsetzen.
Das VZ hat den Sell-in-May-Effekt in einer Studie betrachtet. Dabei wurde diese Anlagestrategie so lange zurückgerechnet, wie dies die Verfügbarkeit der Daten zulässt. Die VZ-Untersuchung konnte bestätigen, dass sich für verschiedene Aktienregionen und Zeitabschnitte der Sell-in-May-Effekt ansatzweise statistisch beobachten lässt.
Die Aktienregion Welt hat beispielsweise in den Jahren 1975 bis 2023 in jedem Monat zwischen November und April eine positive Durchschnittsrendite erzielt (siehe Grafik). Wer eine Sell-in-May-Strategie umsetzen möchte, muss sich jedoch bewusst sein, dass diese nicht unbedingt eine bessere Rendite als eine Kaufen-und-Halten-Strategie erzielt. Es ist möglich, dass die Kaufen-und-Halten-Strategie mehrere Jahre hintereinander deutlich besser abschneidet.
Zudem sind die Ursachen für den Effekt nicht genau geklärt. Solange sich die Existenz des Effektes nicht begründen lässt, sollten Anleger kritisch gegenüber Marktsaisonalitäten wie "Sell in May" eingestellt sein.
In der Praxis hat es sich bewährt, dass man ohne Unterbruch investiert bleibt. Denn ein erfolgreiches Market Timing – also das gezielte Kaufen und Verkaufen von Wertschriften – gelingt kaum jemandem.
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