Geldanlagen

Die Weltwirtschaft wächst stärker als angenommen

Noch vor wenigen Monaten wurde vielerorts eine Rezession befürchtet, weil die Leitzinsen stark gestiegen sind. Nun zeigt sich, dass einige Prognosen etwas zu pessimistisch waren.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
24. April 2024

Die jüngsten Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) gehen davon aus, dass sich die globale Wirtschaft besser entwickelt als noch im Januar angenommen. So erhöhte der IWF seine Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr um 0,1 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent.

Wenig überraschend weisen Entwicklungs- und Schwellenländer mit 4,2 Prozent das stärkste Wachstum auf. Für die Industrienationen erwartet der IWF dieses Jahr ein Wachstum von 1,7 Prozent – 0,2 Prozentpunkte mehr als noch im Januar (vgl. Grafik).

Innerhalb der Industrienationen fällt auf, dass die Eurozone deutlich langsamer expandiert als etwa die USA. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Deutschland, der Wirtschaftsmotor der Währungsunion, weiterhin stagniert. Der IWF geht für Deutschland neu von einem mageren Wachstum von 0,2 Prozent für 2024 aus. Noch im Januar hatte die Prognose bei 0,5 Prozent gelegen. Für Osteuropa erhöhte der IWF jedoch die Wachstumsprognose.

Auch für die USA wurden die Erwartungen angehoben. Die US-Wirtschaft zeigt sich nach wie vor robust, was insbesondere den hohen Staatsausgaben zu verdanken ist. Allerdings darf nicht ausgeblendet werden, dass die Weltwirtschaft gemäss IWF nicht mehr so schnell wachsen wird wie in den vergangenen 20 Jahren. Das hat vor allem damit zu tun, dass die Aufholeffekte in den Schwellenländern schwächer werden, vor allem in China. In der Folge werden sich die Wachstumsraten der Schwellenländer allmählich jenen von Industrienationen angleichen.

Der IWF gab in seinem «World Economic Outlook» auch ein paar Empfehlungen ab, wie die Welt der kontinuierlich sinkenden Wachstumsdynamik begegnen kann. So rät er dringend, die Fiskalpolitik anzupassen und die öffentlichen Finanzen zu stärken. Schwellenländer wiederum sollten die Bildung intensiver fördern, um als Standort noch attraktiver zu werden.

In Europa wiederum sind Strukturreformen nötig, um der Wachstumsschwäche zu begegnen. Die Kernländer Deutschland, Frankreich und Italien weisen hier den grössten Handlungsbedarf auf. Viele übrige EU-Mitgliedstaaten haben die Zinswende dagegen überraschend gut gemeistert.

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Schweizer Exporte schwächen sich ab

Die Schweizer Warenausfuhren haben sich im März rückläufig entwickelt, ebenso die Importe. Saisonbereinigt sanken die Exporte zum Vormonat um 0,6 Prozent, inflationsbereinigt waren es -1,7 Prozent. Für das erste Quartal 2024 sieht es ähnlich aus. Nominal betrug das Minus 0,8 Prozent, real legten die Exporte hingegen um 0,6 Prozent zu. Etwas stärker nahmen die Importe ab. Der Rückgang betrug saisonbereinigt 3,3 Prozent. Im ersten Quartal betrug der Handelsbilanzüberschuss 8,7 Milliarden Franken.

US-Konjunktur kühlt sich ab

Die US-Wirtschaft hat im April an Schwung eingebüsst. Zwar bleibt der Einkaufsmanagerindex für den gesamten Privatsektor weiterhin über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Allerdings fällt der Barometer auf den niedrigsten Stand seit vier Monaten. Gemäss Experten haben die schwächere Nachfrage und die Abkühlung am Arbeitsmarkt zu einem nachlassenden Preisdruck geführt. So meldeten die Dienstleister den zweitniedrigsten Kostenanstieg der vergangenen dreieinhalb Jahre gemeldet. Damit verbessern sich die Perspektiven für die US-Notenbank, welche aufgrund des anhaltenden Kostendrucks den Leitzins bislang noch nicht senken konnte.