Soll ich meine Hypothek mit Vorsorgegeldern amortisieren?
Leserfrage: Ich (m., 55) bin selbstständig erwerbend und habe mein BVG-Guthaben in einem Freizügigkeitsfonds angelegt. Nächsten Frühling werde ich meine Saron-Hypothek für meine Eigentumswohnung erneuern müssen. Ich überlege mir nun, mit BVG-Geldern einen Teil der Hypothek zu amortisieren. Wozu raten Sie mir?
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Diesen Schritt sollte man gut prüfen, denn eine Amortisation ist mit zahlreichen Folgen verbunden. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, zu amortisieren. Die Hypothekarschuld wird kleiner, die Zinskosten sinken. Das ist beruhigend, gerade wenn man bis zur Pensionierung seine Fixkosten möglichst reduzieren möchte. Da die Hypothekarzinsen in den letzten Monaten angestiegen sind, ist das für viele Eigenheimbesitzer ein noch wichtigeres Argument geworden.
Durch die Amortisation schränkt man aber auch seinen finanziellen Spielraum ein, weil das Geld dann im Eigenheim gebunden ist. Das Geld steht so nicht mehr zur Verfügung, etwa für Renovationen oder auch Reisen. Zudem kann es später schwierig werden, die Hypothek wieder aufzustocken. Nach der Pensionierung etwa lehnen viele Banken eine Aufstockung ab, weil aus ihrer Sicht die Renten nicht ausreichen, um alle Kosten zu decken.
Mit weniger Schulden steigt die Steuerbelastung
Durch die Amortisation steigt auch die Steuerbelastung. Weil die Hypothekarzinsen nach der Amortisation kleiner werden, lassen sich zukünftig weniger Schuldzinsen vom steuerbaren Einkommen abziehen. In der Folge steigen die Einkommenssteuern. Und die tiefere Hypothekarschuld führt zu einem höheren steuerbaren Vermögen. Der aus der Freizügigkeit respektive Pensionskasse oder Säule 3a bezogene Betrag wird einmalig als Einkommen versteuert, allerdings separat vom übrigen Einkommen und zu einem reduzierten Steuersatz. Diese Kapitalauszahlungssteuer muss man aus eigenen Mitteln bezahlen, man darf sie nicht mit dem Vorbezug verrechnen.
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Wer für die Amortisation Wertschriften veräussert, riskiert Verluste, wenn sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt verkauft werden. Und auch wenn man den richtigen Zeitpunkt für den Verkauf erwischen sollte: Man verzichtet auf Erträge, die dieses Geld abwerfen würde, wenn es weiter angelegt statt im Eigenheim gebunden wäre. Den verpassten Anlageertrag muss man gegen die Zinsersparnis aufrechnen. Langfristig lässt sich an den Aktienmärkten eine gute Rendite erzielen. Je nachdem, wie viel Risiko man eingehen will und kann, ist die Rendite höher als die Zinsersparnis dank der Amortisation.
Lücken in der Altersvorsorge vermeiden
Wer aus der Pensionskasse, Freizügigkeit oder Säule 3a etwas bezieht, hat weniger Vorsorgegelder für die Zeit nach der Pensionierung auf der Seite. Einbussen kann man aber ausgleichen, indem man in den Jahren bis zur Pensionierung zusätzlich anspart. Bei einem Bezug aus der Pensionskasse kommt dazu: Viele Pensionskassen reduzieren dann auch die Leistungen bei Tod oder Invalidität. Mit einer Risikolebensversicherung kann man die geringeren Leistungen bei Invalidität und Tod ausgleichen.