Pensionierung

"Praxiswissen ist wichtig für Politik und Wissenschaft"

Nils Braun-Dubler ist Ökonom und geschäftsführender Partner des Instituts für Wirtschaftsstudien Basel (IWSB). Für den Bundesrat hat er abgeklärt, wer wann in Pension geht. Im Interview erklärt er, warum eine Kooperation mit dem VZ hilfreich war.

Herr Braun-Dubler, Sie haben für den Bundesrat abgeklärt, wer wann in Pension geht. Was sind Ihre Erkenntnisse?

Die Politik möchte besser verstehen, welche Entscheidungen Ehepaare bei der Pensionierung treffen, und warum sie so entscheiden. Für das Bundesamt für Sozialversicherungen haben wir darum eine Studie verfasst. Sie dient als Entscheidungsgrundlage für einige Vorstösse im Parlament. Ich möchte nichts vorwegnehmen: Die Auswertung wird erst veröffentlicht.

Wird man dieser Frage gerecht, wenn man "nur" Statistiken auswertet?

Aus den umfangreichen Datensätzen von Bund und Kantonen lässt sich enorm viel ablesen. Aber klar: Ein konkretes Ehepaar mit seiner Geschichte, seinen Wünschen und Zukunftsaussichten können wir nicht abbilden. Darum haben wir eine Kooperation mit dem VZ gesucht, um unsere Analysen mit dem Wissen aus der Praxis abzugleichen.

Was bringt dieses Wissen der Forschung?

Die Erfahrung aus Tausenden von Beratungsgesprächen hilft uns, die Ergebnisse besser einzuordnen. Ein Beispiel ist die Entscheidung, wer die Rente bezieht und wer das Kapital: Wir können zwar sagen, was wann bezogen wird, aber nicht, warum.

Welche Erkenntnisse sind besonders aufschlussreich?

Die Entscheidung hängt davon ab, ob ein Ehepaar eine Erbschaft erwartet, wie es den Verzehr seines Vermögens plant und welche Lebensqualität es sich wünscht. Eine Rolle spielen auch die Steuerlast, die Familienkonstellation, der Gesundheitszustand und ob das Paar plant, nach der Pensionierung auszuwandern. Dieses Wissen hilft der Politik, unsere Analysen zu interpretieren.