Bankgeschäfte

Die "Monsterbank" und ihre Folgen

Sergio Rossi sieht die Übernahme der CS durch die UBS kritisch. Im Gespräch erklärt der Professor für Makroökonomie und Geldpolitik, womit KMU und Bankkunden rechnen müssen.

Herr Rossi, Sie haben die neue Bank aus CS und UBS eine Super- bzw. eine Monsterbank genannt. Warum zeichnen Sie ein so düsteres Bild?

Die Integration ist noch nicht abgeschlossen, aber es ist ein neuer Koloss entstanden. Gemessen an der Marktkapitalisierung ist die UBS jetzt die zweitgrösste Bank in Europa. Ihre Bilanz hat beängstigende Dimensionen: Die Bilanzsumme ist mehr als doppelt so hoch wie das Bruttoinlandprodukt der Schweiz. Und es ist nicht auszuschliessen, dass auch illiquide oder toxische Positionen dabei sind.

Welche Risiken sehen Sie?

Ich sehe einige Risiken – unter anderem, dass in den kommenden Jahren in der Schweiz mehrere Tausend Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.

Wie verändert sich der Finanzplatz?

Eine Bank dieser Grösse dürfte international noch aktiver werden – auch mit spekulativen Geschäften. Wenn alles gut läuft, bleibt es ruhig. Was aber, wenn die nächste Finanzkrise kommt? Wir haben es erlebt: Wenn die Verunsicherung gross ist, kann schon ein Gerücht zu einem Bank-Run führen. Eine Krise könnte so eine Bank in heftige Turbulenzen bringen und andere Banken mit sich reissen. Der Staat hat dann praktisch keine Wahl: Er muss eingreifen. Für die Aufsichtsbehörde wird es schwieriger. Und für die Risikokultur der neuen Manager-Generation ist das auch nicht förderlich. Wenn man weiss, dass die Bank auf jeden Fall gerettet wird, dürfte der Schritt zu mehr Risiko kleiner sein.

Was bedeutet die Fusion für Bankkunden und Firmen?

Es gibt weniger Wettbewerb zwischen den Banken, und als Marktführerin kann die neue Superbank ihre Konditionen noch leichter durchsetzen. Das betrifft unter anderem die Zinsen, Konto- und Depotgebühren sowie Kredite und Hypotheken. Für viele Bankkunden und KMU wird es darum teurer. Zudem dürften einige Filialen geschlossen werden. Die Ansprechpersonen, zu denen man ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte, sind nicht mehr da. Auch emotional ist die Fusion problematisch.

Wie meinen Sie das?

Die Bank, mit der sich viele identifiziert hatten, gibt es nicht mehr. Über eine Million Kundinnen und Kunden bekommen ein neues E-Banking und neue Verträge mit einem anderen Logo. Das ist etwa so, wie wenn ein BMWFahrer auf einen Audi umsteigen oder ein Fan von AC Milan jetzt Inter Mailand die Treue halten muss. Ich gehe davon aus, dass einige Kundinnen und Kunden einen Teil ihres Vermögens abziehen oder die Bank ganz wechseln.

Was raten Sie?

Als Konsument muss man Verantwortung übernehmen und das Verhältnis von Preisen und Leistungen vergleichen. Die Dienstleistungen sind sehr unterschiedlich und die Auswahl an Bankprodukten ist riesig – viele davon sind komplex. Mangelndes Finanzwissen ist heute fatal. Als Wissenschaftler empfehle ich, sich in Geldfragen gut zu informieren, um fundierte Entscheidungen treffen können.

Zur Person

Sergio Rossi, 57, ist in Bellinzona geboren. Seit 2008 ist er Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Fribourg, wo er den Lehrstuhl für Makroökonomie und Geldpolitik innehat. Rossi ist Autor und Herausgeber zahlreicher Fachbücher und Mitglied in den wissenschaftlichen Beiräten mehrerer Fachzeitschriften.