Geldanlagen

Das Fed dürfte bald den Leitzins senken

Aktien entwickelten sich im Juli uneinheitlich. Anleger tauschten die bislang starken Tech-Aktien gegen Titel kleinerer Unternehmen aus. Auch die Politik forderte die Märkte heraus.

Christian Huber
Leiter Aktienresearch
Publiziert am
31. Juli 2024

Im Juli war an den Finanzmärkten keine Spur von einer typischen Sommerflaute zu erkennen. Die Schwankungen an den Aktienmärkten nahmen merklich zu, und die Zinsen setzten ihren Abwärtstrend fort. Neben politischen Faktoren war es vor allem die Erwartung einer bevorstehenden Zinssenkung in den USA, die für Dynamik sorgte. 

Die Berichtssaison zieht ebenfalls immer wieder die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich. Besonders bei den Technologieriesen sorgten sich Anleger darum, wie schnell die Investitionen in die Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) monetarisiert werden kann. Während der MSCI World in Schweizer Franken den Monat mit einer negativen Rendite abschloss, konnten Small Caps deutlich positive Zuwächse erzielen. Auch Schweizer Aktien zeigten sich unbeeindruckt. Insbesondere Roche und Lonza konnten deutlich zulegen. Aufgrund von weiterhin tiefen Volumen blieben die Aktien des Schwergewichts Nestlé einmal mehr deutlich hinter dem Gesamtmarkt zurück.

Warten auf das Fed hat bald ein Ende

Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen bereits im Juni reduzierte, wird erwartet, dass auch in den USA eine Zinsanpassung bevorsteht. Die Marktteilnehmer prognostizieren, dass die US-Notenbank (Fed) am 18. September eine erste Zinssenkung vornimmt. In den letzten Monaten hatte sich die Inflation kontinuierlich abgeschwächt und bewegt sich in Richtung 2-Prozent-Marke, wie von der Notenbank gewünscht.

Wie stark die Erwartung gestiegen ist, dass eine Zinssenkung bevorsteht, zeigt sich an der jüngsten Entwicklung an den Aktienmärkten. Die Technologiewerte, die von den Anlegern wegen des Potenzials von KI-Anwendungen bevorzugt wurden, mussten Federn lassen. Stattdessen waren kleinkapitalisierte Unternehmen gefragt. Denn diese profitieren von tieferen Zinsen, da sie sich so günstiger finanzieren können. Zudem steigt die Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen. 

Auch an den Zinsmärkten zeigen sich die Zinserwartungen deutlich. So haben sich die Renditen von US-Staatsanleihen über alle Laufzeiten hinweg verringert, insbesondere jedoch am kurzen Ende. Die Renditen von zweijährigen US-Treasuries gingen im Juli von 4,72 auf 4,40 Prozent zurück vgl. Grafik).

Politische Themen sorgten für Bewegung

Die Finanzmärkte tendieren dazu, politische Unsicherheiten nicht gut zu verkraften. Dies wurde erneut nach der Europawahl im Juni deutlich. Bei der Besetzung des neuen EU-Parlaments konnten Mitte-Rechts-Parteien an Stärke gewinnen. Insbesondere für die französische Regierung unter Präsident Emmanuel Macron war der Wahlerfolg des rechtspopulistischen Rassemblement National um Marine le Pen eine Herausforderung.

Als Reaktion darauf rief Macron Neuwahlen aus, was zu einer Verunsicherung an den Märkten führte. Neben dem Euro verloren vor allem französische Aktien deutlich an Wert. Nach den Neuwahlen in Frankreich und der Gewissheit, dass der Zuwachs der Rechten moderat ausfiel, erholten sich die Aktien wieder.

Weniger Verunsicherung, aber mehr mediale Aufmerksamkeit erzeugte die bevorstehende Präsidentschaftswahl in den USA. Nach einem schwachen Auftritt in einer TV-Debatte sanken die Umfragewerte für Joe Biden deutlich. Der Druck auf ihn, sich zurückzuziehen, wuchs stetig, bis Biden Mitte Juli bekannt gab, seinen Platz für die Wahl zur Verfügung zu stellen. Als Favoritin gilt die bisherige Vizepräsidentin Kamala Harris. Sie wird voraussichtlich im November gegen den republikanischen Herausforderer und Ex-Präsidenten Donald Trump antreten.

Zwischenzeitlich führte Trump in den Umfragen deutlich, und auch ein versuchtes Attentat bei einer Wahlveranstaltung führte dazu, dass Trumps Umfragewerte erneut einen Aufschwung erhielten. Obwohl der Ausgang der Wahl keinen starken, nachhaltigen Einfluss auf die Finanzmärkte haben wird, kann sie jederzeit für temporäre Nervosität sorgen.