Mensch und Maschine – Hand in Hand?
Das Potenzial von KI, also von Künstlicher Intelligenz, ist enorm, sagt Professorin Sita Mazumder. Für die IT-Ökonomin und Buchautorin ist gleichzeitig aber auch klar: Damit gehen einige Risiken einher.
Frau Mazumder, Sie forschen seit Jahren auf diesem Gebiet. Hand aufs Herz: Ist Künstliche Intelligenz Fluch oder Segen?
Beides. Ich sehe in der KI ein Werkzeug, das grossen Nutzen bringen kann und mich gleichzeitig nachdenklich stimmt. Ob die positiven oder negativen Effekte überwiegen, hängt davon ab, wie und wofür wir KI in Zukunft nutzen, und mit welchen Daten wir diese Systeme füttern.
Wo ist das Potenzial besonders gross?
Egal in welcher Branche, bei welcher Tätigkeit und in welchem Prozess: Intelligente Systeme können Bestehendes verbessern, indem sie unterstützen, ergänzen oder ersetzen. Sie helfen uns vor allem dabei, Lösungen zu finden, die wir mit traditionellen Werkzeugen nicht gefunden hätten.
Ein Beispiel?
Im Gesundheitswesen kann KI wesentlich dazu beitragen, Krankheiten früher zu erkennen, schneller Heilmittel zu finden und die Behandlung individuell auf die Patientinnen und Patienten abzustimmen. Aber genau hier stellt sich auch die Frage, wie wir in Zukunft mit vertraulichen Personendaten umgehen.
Sie sprechen den Datenschutz an...
Wir leben in einem Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach individuell optimierten Lösungen und einem immer strengeren Datenschutz. Künstliche Intelligenz kann tolle Lösungen liefern – aber nur, wenn genügend relevante und qualitativ gute Daten zur Verfügung stehen und auch genutzt werden dürfen.
Welche Risiken nehmen zu?
Unser Alltag zeigt, dass Cyber-Kriminalität zu den grössten Bedrohungen zählt. Anlegerinnen und Anleger können auf Falschmeldungen hereinfallen, um nur ein Beispiel zu nennen. Es gilt, wachsam und vorsichtig zu sein, denn Informationen können heute schon so manipuliert werden, dass die Fälschung nicht zu erkennen ist.
Das heisst, dass erfahrene Berater und Beraterinnen nicht so bald von Maschinen verdrängt werden?
Ihre Frage erinnert mich an die Diskussion darüber, ob es in Zukunft noch Bankfilialen braucht, oder ob sich das papierlose Büro durchsetzt. Ein Teil der Kundschaft wird Maschinen mehr vertrauen als einem menschlichen Berater. Ich bezeichne ihn bewusst so, weil ein physischer Berater künftig auch ein intelligenter Roboter sein kann. Ich glaube, dass es auch in Zukunft eine Kundschaft geben wird, die ihre Finanzgeschäfte gerne mit Menschen bespricht – vor allem dann, wenn es um Fragen mit grosser Tragweite geht. Zum Beispiel, wenn man seine Pensionierung planen oder Wohneigentum kaufen und optimal finanzieren möchte. Entsprechend sehe ich kein Entweder-oder, sondern eine Ergänzung von Mensch und Maschine.
Zur PersonProf. Dr. Sita Mazumder ist seit 2004 Professorin für Informatik und Wirtschaft an der Hochschule Luzern. Sie forscht zu erfolgreichen Geschäftsmodellen und an der Schnittstelle zwischen Künstlicher Intelligenz, Wirtschaft und Gesellschaft. Mazumder ist Co-Autorin zahlreicher Publikationen, unter anderem des Buches "KI sagt, wir Menschen meinen...". Zusätzlich ist sie Verwaltungs- und Aufsichtsrätin mehrerer auch börsennotierter Unternehmen im In- und Ausland. |