Geldanlagen

Das Warten auf den US-Zinsentscheid findet ein Ende

In den vergangenen Wochen hat sich immer mehr abgezeichnet, dass auch die US-Notenbank (Fed) zum ersten Mal seit viereinhalb Jahren die Zinsen wieder nach unten schraubt.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
18. September 2024

Die US-Notenbank Fed hat am Mittwochabend den Leitzins gleich um 0,5 Prozentpunkte gesenkt – das war ein ungewöhnlich grosser Zinsschritt. Die neue Spanne des Leitzinses bewegt sich nun bei 4,75 bis 5,00 Prozent. Zudem signalisiert die Notenbank weitere Zinssenkungen im Verlauf des Jahres. 

Der Zinssitzung vorausgegangen waren zwei Datenpublikationen, die von besonderem Interesse waren: Die Entwicklung der Konsumenten- und der Produzentenpreise. Bei Letzteren sank die Inflationsrate im August erwartungsgemäss von 2,1 auf 1,7 Prozent. Allerdings stieg die sogenannte Kernrate, welche die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, von 2,3 auf 2,4 Prozent.

Die Jahresteuerung der Konsumentenpreise, die gemeinhin als Inflationsrate bezeichnet wird, sank von 2,9 auf 2,5 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit Februar 2021. Auch hier gibt aber die Kernrate Anlass zur Ernüchterung. Sie verharrte im August wie erwartet bei 3,2 Prozent. Dass die Teuerung noch nicht stärker nachgegeben hat, liegt vor allem an der anhaltend hohen Dienstleistungsteuerung. Diese ist über die vergangenen zwölf Monate erhöht geblieben, während sich die Waren und Energieträger inzwischen in einer Deflation befinden – die Preise haben sich also innert Jahresfrist vergünstigt.

Den grössten Beitrag an die Teuerung liefern noch immer die Wohnkosten. Dazu gehören die Mieten sowie die Äquivalenzmiete für selbstbewohntes Wohneigentum. Doch die Preisentwicklung bei den inserierten Mietwohnungen deutet an, dass die Teuerung der Wohnkosten auch im Konsumentenpreisindex weiter nachlassen dürfte.

Wie stark sich die Komponente der Wohnkosten auswirkt, zeigt der Vergleich mit der Kernteuerung der persönlichen Konsumausgaben (PCE Core Inflation). Sie ist übrigens für das Fed massgebender als die Kernteuerung der Konsumentenpreise (CPI Core Inflation), weil sie mehr Güter und Dienstleistungen umfasst und sich regelmässig dem Konsumverhalten anpasst.

Die Wohnkosten haben bei der PCE-Kernteuerung denn auch weniger Gewicht. Bei der Kernteuerung der Konsumentenpreise machen sie 43 Prozent aus, bei der Kernteuerung der persönlichen Konsumausgaben hingegen nur 18 Prozent. Die PCE-Kernteuerung notiert bereits wesentlich tiefer, nämlich bei 2,6 Prozent. Das erklärt auch zu einem grossen Teil die Differenz der beiden Inflationsraten.

 

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