Geldanlagen

Die Jahresteuerung sinkt in der Schweiz wieder

Die Inflation büsst immer mehr an Breite ein. Diese Entwicklung spielt der Nationalbank in die Hände. Eine Einschätzung von VZ-Anlagechef Christoph Sax. 

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
10. Juli 2024

Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg im Frühling hat sich die Teuerung in der Schweiz zuletzt wieder abgeschwächt. Die Inflationsrate sank im Juni vom 1,4 auf 1,3 Prozent. Das bedeutet, dass die Konsumgüter in der Schweiz innerhalb eines Jahres durchschnittlich um 1,3 Prozent gestiegen sind. Für die Mehrheit der Ökonomen kam die Abschwächung der Teuerung im Juni überraschend. Sie hatten mit einer Stagnation bei 1,4 Prozent gerechnet. Ein interessantes Bild zeigt sich, wenn man die Entwicklung der einzelnen Komponenten der Inflation betrachtet (vgl. Grafik).

Es ist ersichtlich, dass die Teuerung in den vergangenen Monaten stark an Breite eingebüsst hat. Sie wird zurzeit noch hauptsächlich von den Mieten und von den Strompreisen getragen. Der Saldo der Beiträge aller übrigen Komponenten zur Gesamtteuerung hat dagegen stark abgenommen. Auch bei der Elektrizität kann damit gerechnet werden, dass dieser Beitrag Anfang 2025 kleiner oder sogar negativ wird. Dank der Entspannung der Marktpreise an den europäischen Strombörsen gehen viele Schweizer Elektrizitätsanbieter davon aus, dass sie 2025 ihre Tarife für die Haushalte senken können.

Bei den Mieten hingegen braucht es noch etwas Zeit, bis sich die tiefere Zinslandschaft in der Teuerung bemerkbar macht. Im starren System des hypothekarischen Referenzzinssatzes wird es noch einige Monate dauern, bis sich die jüngsten Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der Rückgang der langfristigen Zinsen bemerkbar machen. Der Referenzzinssatz wird bis auf weiteres wohl nicht mehr steigen. Das bedeutet, dass sich die Teuerung der Mieten mittelfristig abschwächen dürfte.

Die jüngste Entwicklung der Teuerung zeigt jedoch, dass die SNB mit ihren Zinsschritten ihr Pulver nicht vorschnell verschossen hat. Es ist nicht auszuschliessen, dass die Nationalbank noch dieses Jahr eine dritte Zinssenkung folgen lassen könnte.

 

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