Die Märkte erwarten weitere Senkungen des Leitzinses
Vergangene Woche hat die EZB den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Wie reagieren nun das Fed und die SNB?

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Vergangene Woche hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der für Sparerinnen und Sparer relevante Einlagesatz liegt nun bei 2,25 Prozent. Ursprünglich hatten die Märkte mit einer Zinspause der EZB gerechnet. Nach der Ankündigung der reziproken Zölle durch US-Präsident Trump setzte sich aber die Erwartung durch, dass die EZB die Zinsen weiter senken würde.
In zwei Wochen wird auch die US-Notenbank Fed ihren Zinsentscheid fällen. In den letzten Tagen hatte US-Präsident Trump den öffentlichen Druck auf Fed-Chef Jerome Powell erhöht, indem er ihn persönlich angriff und sofortige Zinssenkungen forderte. Trump warf Powell vor, er senke die Zinsen zu langsam. Die neuen Zölle werden das Preisniveau in den USA aber anheben – und damit kurzzeitig auch die Inflation erhöhen.
Die US-Notenbank wartete zuletzt deshalb mit Leitzinssenkungen zu. Am Markt herrscht indessen die Erwartung vor, dass den USA nur ein einmaliger Preisschub bevorsteht und die getrübten Konjunkturaussichten die Teuerung hemmen werden.
Die Eskalation im Zollstreit hat nicht nur die Zinserwartungen für die USA, sondern auch für Europa und die Schweiz um gut einen viertel bis halben Prozentpunkt nach unten geschoben.
Für das Fed und die EZB werden dieses Jahr drei weitere Leitzinssenkungen erwartet. Für die Schweizerische Nationalbank (SNB), die im Gegensatz zum Fed und zur EZB nur quartalsweise die Geldpolitik anpasst, geht der Markt noch von mindestens einem Schritt aus, möglich sind auch zwei Senkungen oder ein einzelner, grösserer Schritt.
Die beiden letzten Varianten würden bedeuten, dass in der Schweiz wieder Negativzinsen eingeführt würden. Hinzu kommt, dass ein SARON von Null am Geldmarkt etwas weniger gut durchsetzbar wäre als ein Satz knapp unter Null. Es gäbe also auch technische Gründe, die eher für einen etwas grösseren Zinsschritt der SNB nach unten sprächen. Die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr zu Negativzinsen hat damit zugenommen.
Ob es allerdings wirklich soweit kommt, hängt von der Währungsentwicklung ab. Ermutigend aus Sicht der SNB ist sicherlich, dass die Euro-Zinsen nach wie vor wesentlich höher sind als die Franken-Zinsen. Das limitiert den Aufwertungsdruck auf dem Franken gegenüber dem Euro. Beim Dollar gab es zuletzt eine Bodenbildung bei rund 82 Rappen.
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