Frühpensionierung: Immer mehr Berufstätige geben den Traum auf
Vor 65 Jahren aufzuhören, ist teuer. Darum verwerfen viele Berufstätige die Idee, ohne zu wissen, ob das Geld reichen würde oder nicht. Schaffen Sie Klarheit: Je früher Sie diesen Schritt planen, desto eher kann der vorzeitige Ausstieg gelingen.
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Das lässt aufhorchen: 43 Prozent der Berufstätigen können sich vorstellen, früher in Pension zu gehen. Das klingt nach viel – doch vor wenigen Jahren waren es deutlich mehr: 2008 dachten noch 55 Prozent der Erwerbstätigen darüber nach, vorzeitig aufzuhören. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des VZ VermögensZentrums bei mehreren Tausend Personen.
Was sind die Gründe für diesen Rückgang? Die Expertinnen und Experten des VZ erleben immer wieder die folgenden Situationen:
- Viele Berufstätige wollen nicht früher aufhören, weil sie sich fit fühlen, Freude an der Arbeit haben und die Wertschätzung geniessen.
- Von denen, die an eine Frühpensionierung denken, haben die wenigsten auch finanziell dafür vorgesorgt. Denn dieser Schritt ist sehr teuer. Ein oder mehrere Jahreslöhne fallen weg. Dazu kommt die lebenslange Rentenkürzung. Wer zum Beispiel 120’000 Franken pro Jahr verdient und mit 63 aufhört, bekommt über 25 Jahre hinweg insgesamt rund 185’000 Franken weniger Rente (Tabelle unten).
- Erstaunlich ist vor allem, dass immer mehr Berufstätige ihren Traum aufgeben, ohne zu wissen, ob sie es sich leisten könnten, früher aufzuhören. Viele resignieren, weil sie durch die vielen Reformen verunsichert sind. Dazu kommt, dass die Lebenshaltungskosten wegen der Teuerung gestiegen sind und man weniger Geld auf die Seite legen kann. Auch die Hypothekarzinsen sind deutlich gestiegen.
Lassen Sie Ihren Wunsch nicht einfach fallen, ohne zu berechnen, wie viel Ihre Frühpensionierung kostet. Erst dann wissen Sie, was möglich ist. Wenn es finanziell eng wird, können Sie immer noch andere Optionen prüfen, etwa eine Teilpensionierung (mehr dazu im kostenlosen Merkblatt). Wer sich früh mit dem Thema auseinandersetzt, hat die besten Chancen, den Traum vom vorzeitigen Ausstieg wahr zu machen. Die folgenden Punkte sind zentral:
Finanzplan
Machen Sie ein solides Budget. Eine gute Vorlage finden Sie hier. Auf dieser Basis können Sie einen detaillierten Finanzplan erstellen. Er zeigt, wie sich Ihre Einnahmen und Ausgaben und Ihr Vermögen bis zur Pensionierung und darüber hinaus entwickeln. So wissen Sie, wie viel Sie noch sparen müssen, um Lücken zu schliessen.
Ersparnisse
Nutzen Sie Ersparnisse, Erbschaften, Wertschriften und die Säule 3a, um die Lücke ein Stück weit zu schliessen. Die Säule 3a kann man fünf Jahre vor dem AHV-Alter beziehen. Gleichzeitig sollten Sie gezielt Kapital ansparen – mit einem ETF-Sparplan oder mit freiwilligen PK-Einkäufen. Eventuell können Sie die Hypothek aufstocken und dieses Geld zur Überbrückung nutzen. Viele Banken verweigern älteren Kreditnehmern allerdings eine Aufstockung, wenn die Tragbarkeit nicht mehr erfüllt ist, weil die Renten tiefer sind als das Erwerbseinkommen.
Renten
Der Finanzplan zeigt auch, wie Sie Ihre Renten organisieren müssen. Die erste AHV-Rente können Sie zwischen 63 und 70 beziehen. Achtung: Bei einem Vorbezug um zwei Jahre sinkt die Rente um 13,6 Prozent. Wer sie ein Jahr früher bezieht, verzichtet auf 6,8 Prozent Rente. Zudem steigen dadurch die AHV-Beiträge, die Frühpensionierte weiterhin zahlen müssen. Was gilt in der Pensionskasse? Wenn Sie vor 65 eine Rente beziehen, fällt das angesparte Guthaben kleiner aus, weil Beitragsjahre und Zinsgutschriften wegfallen. Zudem wird der Umwandlungssatz gekürzt, mit dem das Geld in eine Rente umgerechnet wird. In der Regel wird der Satz pro Vorbezugsjahr um 0,15 bis 0,2 Prozentpunkte gekürzt: Wer zwei Jahre früher aufhört, verzichtet schnell einmal auf 10 bis 15 Prozent seiner Rente.
Steuern
Nutzen Sie alle Möglichkeiten, um Steuern zu sparen – zum Beispiel, indem Sie Vorsorgegelder über mehrere Jahre gestaffelt beziehen. Entscheidend für die Steuerrechnung ist auch, wie Sie das Geld aus der Pensionskasse beziehen: Die Renten muss man zu 100 Prozent als Einkommen versteuern. Aus steuerlicher Sicht ist der Kapitalbezug langfristig oft besser.
Sie möchten wissen, ob eine Frühpensionierung realistisch ist? Dann bestellen Sie das kostenlose Merkblatt zum Thema. Oder sprechen Sie mit einer Fachperson im VZ in Ihrer Nähe.