Gold steigt von Rekord zu Rekord
Der Preis für eine Feinunze Gold hat seit Anfang Jahr um einen Drittel zugelegt und liegt so hoch wie noch nie. Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe.
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Zum einen haben die Schwellenländer grossen Appetit auf Gold. Vor allem die Notenbanken der Türkei, von Indien und China haben auch dieses Jahr ihre Goldbestände erhöht. Das mag darauf zurückzuführen sein, dass sie ihre Abhängigkeit vom Dollar als Weltwährung verringern möchten.
Gleichzeitig geht es diesen Ländern auch darum, ihre Reserven besser zu diversifizieren. Aktuell macht Gold bei Chinas Zentralbank einen Anteil von 5 Prozent der Reserven aus, bei Indiens Zentralbank sind es 9 Prozent. Im Vergleich dazu beträgt in den grossen EU-Staaten der Goldanteil an den Zentralbankreserven um die 70 Prozent.
Trotz dieses Trends hin zu Gold ist der Status des Dollars als wichtigste Reservewährung nicht gefährdet. Solange der internationale Handel und die weltweiten Finanztransaktionen grossmehrheitlich in Dollar abgewickelt werden, ist es für Zentralbanken sinnvoll, einen wesentlichen Teil der Devisenreserven in Dollar zu halten.
Ein weiterer Faktor, der den Goldpreis antreibt, ist der US-Wahlkampf. Dieser bietet ein ideales Umfeld für höhere Notierungen, weil sich beide Kandidaten auf das Präsidentenamt gegenseitig mit Wahlversprechen überbieten, die unter anderem hohe Staatsausgaben auf Kredit beinhalten. Die Aussichten auf eine anhaltend expansive Fiskalpolitik schüren in den USA Ängste, dass die Inflation im Dollar-Raum zurückkehren und zu einem Vertrauensverlust des Dollars führen könnte.
Als Folge davon könnte die Realverzinsung von Dollar-Anlagen sinken, was den Dollar zusätzlich schwächen würde. Realwerte wie Gold stehen deshalb vermehrt in der Gunst der Anleger. Diese weisen zwar keine Einkommensströme wie Zinsen bei Obligationen oder Dividenden bei Aktien auf, aber sie können nicht beliebig vermehrt werden. Ausserdem tendiert Gold in der Regel stärker, wenn der Dollar schwächelt.
Viele Anlegerinnen und Anleger stellen sich nun wohl die Frage, wie sich der Goldpreis weiterentwickelt. Das hängt massgeblich davon ab, ob in den USA der Kongress grosse Mehrausgaben zulassen wird und wie sehr die US-Notenbank (Fed) der Inflationsbekämpfung verpflichtet bleibt. Die jüngste Zinswende hat gezeigt, dass das Fed der Preisstabilität eine hohe Priorität beimisst. In der Vergangenheit erwiesen sich zudem viele Wahlversprechen als nicht mehrheitsfähig im Parlament.