Geldanlagen

Kampf ums Weisse Haus lässt Börsen vorerst unbeeindruckt

Die jüngsten politischen Ereignisse in den USA hinterlassen an den Finanzmärkten keine Spuren. Für diese sind andere Entwicklungen entscheidender. 

Robert Leitner
Leiter Research
Publiziert am
24. Juli 2024

Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl in den USA haben sich zuletzt die Ereignisse gleich zweimal überschlagen. Zunächst war am Parteitag der Republikaner James David Vance zum Vizepräsidentschaftskandidaten ernannt worden. Er soll Donald Trump helfen, die unentschlossenen Staaten (die sogenannten Swing States) für die Republikaner zu gewinnen. 

Eine Woche später sorgten die Demokraten für dicke Schlagzeilen. Joe Biden entschied sich unter dem zunehmenden Druck der Parteikollegen, nicht wie vorgesehen bei der Präsidentschaftswahl im November anzutreten. Gründe für seinen Rückzug nannte er nicht. Seine Wiederwahlchancen waren allerdings nach einem misslungenen TV-Auftritt sehr gering.

 Nun spricht vieles dafür, dass Bidens Vizepräsidentin Kamala Harris für die Demokraten ins Rennen geschickt wird. Die offizielle Ernennung wird jedoch erst am Parteitag der Demokraten vom 19.-22. August feststehen. Trotz dieser politischen Zwischentöne zeigen sich unter anderem die US-Börsen bislang unbeeindruckt und sie setzen den Aufwärtstrend der vergangenen Monate fort (vgl. Grafik).

Für die Märkte scheinen aktuell die laufende Berichtssaison zu den Halbjahreszahlen sowie die Frage, ob die US-Notenbank Fed im September erstmals die Zinsen wieder etwas senkt, relevanter zu sein. Mindestens genauso entscheidendwie die Präsidentschaftswahl dürften für die Börse auch die Kongresswahlen sein. Schliesslich hält der Kongress die richtungsweisende Gesetzgebungskompetenz inne und nicht der Präsident. 

So wurden auch die meisten Verordnungen und Initiativen während Trumps erster Amtszeit entweder vom Kongress, einem Gericht oder dem nachfolgenden Präsidenten gestoppt. Für Beunruhigung an den Börsen sorgt deshalb nur ein Szenario, bei dem eine Partei sowohl den Präsidenten als auch die Mehrheit im Kongress stellt – und dies ist aktuell nicht absehbar.

 

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EZB hält ihre Füsse still

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