Geldanlagen

Kommen jetzt Negativzinsen?

Nach der deutlichen Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) stellt sich nun die Frage, wie es mit den Zinsen weitergeht.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
18. Dezember 2024

Der Zinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von vergangener Woche hatte viele überrascht. Der Konsens ging von einem Zinssschritt von 0,25 Prozentpunkten aus, effektiv senkte die SNB den Zins aber um 0,5 Prozentpunkte. Doch weshalb kam es dazu?

Die Nationalbank hat ein klares geldpolitisches Konzept: Der Zinsentscheid basiert jeweils auf einer Inflationsprognose. Die neue Prognose für 2025 liegt noch niedriger als die letzte vom September – und das, obwohl ein wesentlich tieferer Leitzins unterstellt wird. Insofern ist es konsquent, dass die SNB den Leitzins stärker senkte als prognostiziert.

Die Gründe für den starken Rückgang der Inflationserwartung liegen in tieferen Strompreisen, der Frankenstärke und niedrigeren Mieten. Mit der konsequenten Orientierung an der Inflationsprognose steht die Tür für weitere Leitzinssenkungen offen.

So erwartet der Markt, dass die SNB den Leitzins schon bald wieder auf Null senken wird (vgl. Grafik). Damit könnten auch Negativzinsen wieder zum Thema werden. Allerdings düften die Leitzinsen nicht so schnell wieder unter Null fallen. Denn die Ausgangslage ist nicht vergleichbar mit jener vor zehn Jahren, als der Leitzins auf -0,75 Prozent gesenkt wurde. Im Gegensatz zu heute war damals die Europäische Zentralbank (EZB) der SNB vorausgeeilt.

Das heisst: Es gab keine Zinsdifferenz mehr zwischen der Eurozone und der Schweiz. Der SNB blieb also nicht anderes mehr übrig, als den Zins unter Null zu drücken. Heute beträgt die Zinsdifferenz zwischen der Eurozone und der Schweiz hingegen 2,5 Prozentpunkte, weil der Leitzins in der Eurozone noch immer deutlich höher ist als in der Schweiz. Die Markterwartungen gehen davon aus, dass der EZB-Leitzins bei 1,5 bis 2 Prozent einen Boden findet. Auf absehbare Zeit dürfte die Zinsdfferenz zur Schweiz somit positiv bleiben. Das wird den Aufwertungsdruck auf den Franken etwas lindern.

 

Weitere Wirtschaftsnews

Schweizer Wirtschaft auf Erholungskurs

Die Schweizer Wirtschaft befindet sich auf dem Weg zu einer moderaten Erholung, wie sowohl die KOF-Ökonomen als auch die Experten des Seco in ihren leicht nach unten korrigierten Winterprognosen festhalten. Dennoch bleibt die Unsicherheit für die globale Konjunktur hoch. Besonders die schwierige Lage in Deutschland und Frankreich bremst den Export in den Euroraum. Hinzu kommen die bekannten geopolitischen Risiken. Donald Trump stellt einen weiteren Unsicherheitsfaktor dar.

Europas Unternehmen sind optimistischer

Im Dezember hat sich die Stimmung der Unternehmen in der Eurozone unerwartet aufgehellt. Laut einer ersten Schätzung von S&P Global stieg der Einkaufsmanagerindex für den gesamten Privatsektor (PMI Composite) um 1,2 Punkte auf 49,5 Punkte. Ökonomen hat-ten hingegen mit einer leichten Verschlechterung gerechnet. Trotz des Anstiegs bleibt der Gesamtindikator knapp unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten.

US-Einzelhandel mit höheren Umsätzen

Im November verzeichneten die Einzelhandelsumsätze in den USA einen soliden Anstieg, unterstützt durch eine Zunahme der Autokäufe und ein starkes Online-Shopping. Die Einnahmen stiegen im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Prozent. Dagegen ist die Industrieproduktion überraschend gesunken. Im Vergleich zum Vormonat verringerte sie sich um 0,1 Prozent, gegenüber erwarteten 0,3 Prozent. Ohne die schwache Produktion im Bergbau und bei den Versorgern verzeichnete die Industrie jedoch einen leichten Anstieg von 0,2 Prozent.

Chinas Wachstum überrascht

Im November verzeichnete Chinas Industrieproduktion ein stärkeres Wachstum als erwartet, mit einem Anstieg von 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dieser wichtige Wirtschaftssektor scheint sich also stärker zu erholen. Andere Wirtschaftsbereiche enttäuschten hingegen: Die Einzelhandelsumsätze, ein wichtiger Indikator für den Konsum, lagen im November nur 3 Prozent über Vorjahresniveau. Im Oktober betrug das Jahreswachstum noch 4,8 Prozent.