Geldanlagen

Märkte erwarten deutlicheren Rückgang der US-Zinsen

In den USA dürfte die Geldpolitik bald stärker gelockert werden als vor wenigen Wochen erwartet. VZ-Anlagechef Christoph Sax ordnet die Datenlage ein.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
14. August 2024

Anfang Juli gingen die Märkte noch davon aus, dass der US-Leitzins bis Ende 2025 lediglich auf 4,08 Prozent sinken dürfte. Nur sechs Wochen später, am 12. August, preisen die Zinsmärkte einen deutlich stärkeren Rückgang ein, nämlich auf 3,20 Prozent (vgl. Grafik).

Doch was hat zu dieser Verschiebung der Prognosen geführt? In diesen wenigen Wochen zwischen den zwei Prognosedaten hat sich gezeigt, dass sich die US-Wirtschaft nun doch abschwächt. Der US-Arbeitsmarktbericht für Juli zeigte auf, dass deutlich weniger neue Jobs als in den Monaten zuvor geschaffen wurden. Zudem stieg die Arbeitslosenquote überraschend von 4,1 auf 4,3 Prozent an. Für die US-Notenbank zählt die Abkühlung des Arbeitsmarkts zu den wichtigsten Voraussetzungen, um die Zinsen senken zu können. Aus Angst, die USA könnten gar in eine Rezession fallen, hatten nach der Publikation des Arbeitsmarktberichts vor einer Woche die Börsenkurse stark nachgegeben. 

Ein etwas differenzierteres Bild zeigen die jüngsten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die jede Woche publiziert werden. Der Trend zu steigenden Erstanträgen konnte bei den neuesten Zahlen gebrochen werden. Denn diese fielen tiefer als in der Vorwoche aus. Dass die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe diesen Sommer spürbar zugelegt hatten, kann mit der Saisonalität zusammenhängen, auch wenn diese grundsätzlich herausgerechnet wird. Im Sommer schliessen die Autohersteller einen Teil ihrer Produktionslinien, um diese für die Herstellung ihrer neuen Modelle umzurüsten. Dennoch sind keine Anzeichen einer rapiden Eintrübung der US-Konjunktur zu erkennen. 

Ähnliche Signale kommen auch vom ISM-Einkaufsmanagerindex (ISM-PMI) für die Dienstleister, der zu den wichtigsten Frühindikatoren für die wirtschaftliche Aktivität in den USA gilt. Dieser war im Juni in den Kontraktionsbereich gefallen – also unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Anleger hatten daraufhin einen weiteren Rückgang befürchtet und damit ein zunehmendes Rezessionsrisiko. Im Juli ist der Dienstleistungs-PMI aber wieder in den Wachstumsbereich zurückgekehrt. Besonders wichtig war, dass sich der Teilindex der Neuaufträge ebenfalls erholte, denn dieser hat einen gewissen Vorlaufcharakter für die zukünftige Produktion. 

In der Summe zeigen die US-Wirtschaftsindikatoren keinen Einbruch der Wirtschaft an, das Wachstum scheint sich aber zu verlangsamen. Das dürfte schon bald eine Reaktion der US-Notenbank hervorrufen. Es wird aber erst beim nächsten regulären Zinsentscheid am 18. September so weit sein. Für eine ausserordentliche Zinssenkung gibt es nach den jüngsten Konjunkturdaten kaum Argumente.

 

Weitere Wirtschaftsnews

US-Produzentenpreise legen nur noch wenig zu

Die Produzentenpreise in den USA haben im Juli nur marginal zugelegt. Im Vergleich zum Vormonat stiegen sie um 0,1 Prozent. Experten hatten mit einem doppelt so hohen Wert gerechnet. Diese Auswertung gilt für Preise ab Werkstor, bevor die Produkte in den Handel gelangen. Sie dienen somit als früher Hinweisgeber auf die Entwicklung der Konsumentenpreise.

Schweizer Konsumentenstimmung hellt sich auf

Im Vergleich zum Vormonat herrscht bei Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten eine leicht bessere Stimmung. Der entsprechende Index veränderte sich im Juli von -37 auf -32 Punkte. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat (Juli 2023) liegt der Index rund fünf Punkte höher. Den Tiefpunkt hatte der Index im Oktober 2023 erreicht, als er auf gut -53 Punkte zurückgefallen war.

Geschäftslage in der Schweiz verbessert sich

Der von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (Kof) berechnete Geschäftslageindikator hat sich im Juni von 9,9 auf 10,8 Punkte verbessert. Für diesen Indikator werden rund 4500 Unternehmen befragt. Sorgenfalten bereitete im Berichtsmonat jedoch das schlechte Wetter.