So kam es zur Marktkorrektur – und so geht es weiter
Was waren die Gründe für die jüngste Korrektur an den Aktienmärkten – und wie geht es nun weiter? VZ-Anlagechef Christoph Sax ordnet die Lage ein und gibt einen Ausblick.
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Viele Anlegerinnen und Anleger dürften in den vergangenen Tagen über das Tempo der Kursbewegungen überrascht gewesen sein – vor allem in Japan. Dort folgte auf den schlechtesten Börsentag seit 1987 am Montag tags darauf der viertbeste Handelstag seit vierzig Jahren. Hier ein Überblick zu den jüngsten Ereignissen:
Treiber der Korrektur: Die Stimmung hatte sich bereits zuvor zunehmend verschlechtert, daraus entwickelte sich eine breitere Marktkorrektur, ausgelöst von vier Treibern: Das unglückliche Zusammenfallen des Entscheids der US-Notenbank, die Zinsen nicht zu senken und den darauffolgenden schwächeren Arbeitsmarktdaten, die Zinserhöhung der Bank of Japan, die Tendenz der Anleger zu Gewinnmitnahmen im Technologiebereich sowie die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten. All dies hat den Abbau von Risiken in den Portfolios begünstigt.
Aktien: Die Furcht vor einer Rezession in den USA hat die Aktienkurse kurzfristig nach unten gezogen. Auch die Verwerfungen am japanischen Aktienmarkt hat die Stimmung negativ beeinflusst. Dennoch weisen die wichtigsten Börsenindizes seit Anfang Jahr positive Renditen auf (vgl. Grafik).
Zinsen: Obligationen waren in den letzten Tagen gefragt, was sich in Kursgewinnen äusserte. Besonders stark war der Renditerückgang bei US-Staatsanleihen. Auch in anderen Regionen kamen die Zinsen zurück – zum einen, weil sichere Häfen gefragt waren, zum anderen aber vor allem auch, weil die Inflationserwartungen gesunken sind. Seit Juni sind die Renditen von Obligationen rückläufig. Der Markt erkennt, dass die Inflationsbekämpfung der Notenbanken in die Schlussphase geht.
Währungen: Immer, wenn an den Märkten Unsicherheit aufkommt, ist der Franken als sicherer Hafen gefragt. Entsprechend haben sich Dollar und Euro zum Franken leicht abgewertet. Der Euro fiel zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Januar 2015. Infolge der Zinserhöhung in Japan wertete sich der Yen gegen den Trend zum Franken auf.
Ausblick: Das Ausmass der Marktkorrektur fiel übertrieben aus. Möglicherweise mündet die US-Wirtschaft in eine milde Rezession, allerdings tangiert dies die Aktienmärkte kaum. Grundsätzlich ist die US-Wirtschaft nun an jenem Punkt, wo die US-Notenbank hinwollte: Abschwächung des Arbeitsmarkts, weniger Fachkräftemangel, inklusive Rückgang des Lohnwachstums. Nun wird erwartet, dass die Federal Reserve die Zinsen umso kräftiger senken wird – aktuell liegen die Erwartungen bei einem Rückgang des Zinses um 1 bis 1,25 Prozentpunkte bis Ende Jahr. Tiefere Zinsen sind wiederum positiv für die Aktien- und Obligationenmärkte, zumal auch die Fundamentaldaten weiterhin zuversichtlich stimmen. Professionelle Anleger haben deshalb den Kursrückgang für Zukäufe genutzt.
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Deutsche Industrie mit kräftigem Auftragsplus
Erstmals in diesem Jahr hat die deutsche Industrie im Juni ein Auftragsplus geschafft. Dank der starken Binnennachfrage wuchsen die Bestellungen 3,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Experten hatten lediglich mit einem Plus von 0,5 Prozent gerechnet.
Franken steigt zum Euro auf Neun-Jahre-Hoch
Die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten sowie die Entwicklung an den Aktienmärkten haben die Nachfrage nach Franken angetrieben. Der Euro fiel gegenüber dem Schweizer Franken zwischenzeitlich auf 92 Rappen. Noch weniger kostete der Euro zuletzt im Januar 2015, als die Schweizerische Nationalbank die Kursuntergrenze des Euro zum Franken aufgehoben hatte.
Zinswende in Grossbritannien
Auch die Bank of England hat erstmals seit über vier Jahren die Zinsen gesenkt. Der geldpolitische Schlüsselsatz wurde von 5,25 auf 5,0 Prozent zurückgenommen. Allerdings fiel der Entscheid mit fünf gegen vier Stimmen äusserst knapp aus. Zuvor hatte die Bank of England zwischen 2021 und 2023 den Leitzins insgesamt 14-mal angehoben.
Stabile Inflation in der Schweiz
Im Juli ist die Jahresteuerung unverändert bei 1,3 Prozent geblieben. Während Inlandgüter 2 Prozent teurer wurden, kosteten Importgüter 1 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Auch die Kerninflation, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Nahrungsmittel und Energie nicht berücksichtigt werden, blieb konstant bei 1,1 Prozent.