Geldanlagen

Starke Erholung der China-Aktien – doch für wie lange?

Nachdem der chinesische Aktienmarkt über eine längere Zeit an Wert eingebüsst hatte, konnte er sich in den vergangenen Wochen deutlich erholen. Doch was sorgte für diesen Stimmungsumschwung unter den Anlegerinnen und Anlegern?

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
16. Oktober 2024

Dazu muss man etwas zurückblicken. Chinas Haushalte sind stark in Immobilien investiert. Doch gerade dieser Sektor leidet seit längerer Zeit unter einem Einbruch. Dies wiederum belastet den Privatkonsum. Viele Haushalte agieren bei Anschaffungen zurückhaltender, die Konsumlust hat nachgelassen. Gleichzeitig befindet sich die Bauwirtschaft in der Krise. 

Nach einem längeren Abwarten hat Chinas Regierung nun die Bemühungen intensiviert, um diese Probleme anzugehen – und zwar über zwei Kanäle: Zum einen kündigte sie Steuererleichterungen und Ausgabenerhöhungen an. Finanziert werden sollen diese über die Emission von zusätzlichen Staatsanleihen. Das dürfte generell die Nachfrage ankurbeln. In diesem Zusammenhang plant Peking auch Massnahmen, um die stark verschuldeten lokalen Regierungen zu entlasten. 

Zum andern zielen die Regierung und die Notenbank darauf, den Immobilienmarkt zu stützen. So werden die Hypothekarzinsen – auch für bestehende Kredite – und die Anforderungen an das Eigenkapital gesenkt. Offenbar will Chinas Regierung auch, dass die lokalen Behörden zum Teil Wohnungen zurückkaufen.

Diese Massnahmen wurden von den Börsen sehr positiv aufgenommen. Sie lösten einen gewissen Herdentrieb aus. Die Euphorie hat in der Zwischenzeit aber wieder etwas nachgelassen (vgl. Grafik), weil die Regierung nach wie vor keine konkreten Zahlen zum Ausmass des Hilfsprogramms kommuniziert hat. Zu sehen ist in der Grafik auch, dass chinesische Festland-Aktien dem Weltaktienindex MSCI World längerfristig deutlich hinterherhinken.

Zudem ist nicht davon auszugehen, dass die Kurse chinesischer Aktien im bisherigen Tempo weiter anziehen. Vielmehr ist eine weitere Konsolidierung absehbar. Denn die Überwindung der Krise am Immobilienmarkt erfordert viel Zeit und wohl auch weitere Massnahmen – zum Beispiel eine Entschuldung der Finanzierer und der Immobilienentwickler. Wichtig ist aber, dass die Stossrichtung stimmt. Die Regierung hat gezeigt, dass sie die Probleme ernst nimmt und sie auch angehen will. Das wiederum ist für die Weltwirtschaft – und damit auch für die Börsen – ein wichtiges Signal.  

 

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