Zum Jahresstart keimen wieder Zinssorgen auf
Der jüngste US-Arbeitsmarktbericht hat die Finanzmärkte aufgewühlt und Zinssorgen wieder auf den Tisch gebracht. Was sind die Gründe – und was heisst das für die Notenbanken?

Beitrag empfehlen
Die Finanzmärkte haben vergangenen Freitag mit Spannung auf den neusten US-Arbeitsmarktbericht geblickt. Denn er gibt Aufschluss über die zukünftige Zinspolitik der US-Notenbank (Fed). Ein wichtiger Faktor ist jeweils die Zahl der neu geschaffenen Stellen ausserhalb der Landwirtschaft. Diese fiel mit 256’000 neuen Jobs relativ hoch aus. Allerdings muss man sich stets vor Augen halten, dass es sich hierbei um eine erste Schätzung handelt. In den letzten zwei Jahren wurden solche ersten Schätzungen im Durchschnitt um 32'000 Stellen nach unten revidiert. Zudem war der Dezember stark saisonal – in diesem Fall vom Weihnachtsgeschäft – geprägt.
Seit über zwei Jahren hat sich der Stellenaufbau kontinulierlich abgeschwächt. So wurden im ersten Halbjahr 2024 im Monatsschnitt 207'000 Stellen und im zweiten Halbjahr 2024 noch 165'000 Stellen geschaffen. Sind die Dezember-Zahlen bereits Anzeichen einer Trendwende?
Vermutlich nicht. Denn die angekündigten Zölle der Trump-Administration dürften den zukünftigen Stellenaufbau behindern. Positiv zu vermerken ist, dass das Lohnwachstum nicht zugelegt hat. Dieses liegt nahe am anvisierten Bereich des Fed. Aufgrund des hohen Stellenwachstums im Dezember wurden dennoch Stimmen laut, die keinen Bedarf an weiteren Zinssenkungen mehr sehen.
Die Aktienmärkte haben in den vergangenen Tagen deshalb etwas an Terrain eingebüsst. In der Eurozone bleibt der Ausblick für die Leitzinsen klarer: Die EZB wird die Geldpolitik voraussichtlich weiter lockern. Zwar hat die Gesamtteuerung in der Währungsunion wieder leicht angezogen. Die Kerninflation – also die Inflation ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelpreise – blieb aber stabil.
Die Energieträger wurden wegen den kalten Wintertemperaturen und dem Lieferstopp der Ukraine für russisches Gas nach Europa teurer. Im Frühling dürften die Energiepreise wieder etwas nachgeben. Für die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich deshalb mit diesen Daten wenig verändert. Nach wie vor ist davon auszugehen, dass die EZB bei ihrer nächsten Zinssitzung am 30. Januar den Einlagesatz um weitere 0,25 Prozentpunkte senken wird.
Weitere Wirtschaftsnews
IWF sieht stabiles Wachstum
IWF-Chefin Kristalina Georgieva hat einen ersten Ausblick auf die Weltwirtschaft im Jahr 2025 gegeben. Sie erwartet für das laufende Jahr ein stabiles globales Wirtschaftswachstum und ein weiteres Nachlassen des Inflationsdrucks. Der IWF wird am 17. Januar, nur wenige Tage vor Trumps Amtsantritt, eine detaillierte Aktualisierung seines globalen Ausblicks veröffentlichen.
Deutsche Industrie stabilisiert sich
Deutschlands Industrie zeigte im Dezember Zeichen einer Stabilisierung. Die Industrieproduktion nahm gegenüber dem Vormonat um 1,5 Prozent zu. Bei den Exporten resultierte sogar ein Plus von 2,1 Prozent.
· Chinas Exporte fallen über den Erwartungen aus
Chinas Aussenhandel hat sich zum Jahrensende 2024 stärker erholt als erwartet. Im Dezember stiegen die Ausfuhren 10,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Experten hatten lediglich mit einem Wachstum von 7,3 Prozent gerechnet. Auch die Importe legten zu, und zwar um 1 Prozent. Das war der stärkste Anstieg seit Juli 2024.