Unternehmensnachfolge: Diese Optionen haben Firmeninhaber
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten bei einer Unternehmensnachfolge: Entweder das Unternehmen wird von einem Familienmitglied oder von Aussenstehenden weitergeführt.
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Etwa 90 Prozent aller Schweizer Firmen sind in Familienbesitz. Früher war die familieninterne Firmenübergabe der Normalfall. Seit einigen Jahren nimmt die Zahl der familieninternen Übergaben jedoch ab. Aus unserer Erfahrung werden heute nicht einmal mehr 40 Prozent der Unternehmen an ein Familienmitglied weitergegeben. Oft ist ein Kind Favorit für die Nachfolge, gut ein Drittel der Unternehmen werden aber an eine Gruppe von Nachkommen übergeben.
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Übergabe des Unternehmens an einen Nachfolger aus der eigenen Familie
Bei einer Übergabe innerhalb der Familie steht die Kontinuität des Unternehmens im Vordergrund. In diesem Fall wird sowohl die operative Geschäftsführung als auch die finanzielle Kontrolle des Unternehmens an ein Mitglied der Familie übertragen.
Für den Übergang an die nächste Generation kommen eine Erbschaft, eine Schenkung oder ein Verkauf in Frage, in der Regel zu einem reduzierten Preis. Eine familieninterne Nachfolge hat in jedem Fall erbrechtliche Konsequenzen.
Übergabeformen der externen Nachfolge
Bereits heute wird die Mehrheit der Firmen an aussenstehende Nachfolger übergeben, und diese Form gewinnt laufend an Bedeutung. Häufig wollen die direkten Nachkommen unabhängig sein und schlagen beruflich einen anderen Weg ein.
Bei der externen Nachfolge gibt es hauptsächlich die folgenden fünf Möglichkeiten: Verkauf an Mitarbeitende, Verkauf an eine andere Firma, Verkauf an externes Führungspersonal, Verkauf an einen Investor und in Einzelfällen ein Börsengang.
Verkauf an Mitarbeitende (Management-Buy-out)
Der Verkauf an einen oder mehrere Mitarbeitende, ein so genannter Management-Buy-out (MBO), schafft gute Voraussetzungen für die Kontinuität der Führung. Die neuen Eigentümer kennen die Stärken und Schwächen des Betriebs und sind bereits mit Kunden, Lieferanten und anderen Anspruchsgruppen vertraut.
Grössere Überraschungen nach erfolgter Unternehmensnachfolge sind daher selten. Für die Nachfolger ist ein MBO aber oft eine grosse finanzielle Herausforderung. In der Regel zieht sich der Firmeninhaber mit diesem Schritt aus dem operativen Geschäft zurück und will das gesamte unternehmerische Risiko abgeben. Das bedeutet meistens, dass die Finanzierung bis zur Firmenübergabe stehen muss.
Verkauf an ein anderes Unternehmen
Etwa jedes dritte Unternehmen, das sich für eine familienexterne Lösung entscheidet, entscheidet sich für einen Verkauf an ein anderes Unternehmen. Eine Übernahme durch ein anderes Unternehmen bringt grosse Herausforderungen mit sich, die schon bei der Suche nach einem passenden Partner beginnen. Im Idealfall profitieren beide Unternehmen nach dem Kauf von Synergien. Für den Verkäufer ist entscheidend, dass das Käufer-Unternehmen die Führungsrolle übernimmt und die nötigen finanziellen Mittel einbringt.
Die Integration in eine Muttergesellschaft kann einem Unternehmen ganz neue Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen, die bisher unerreichbar waren. Entscheidend für die Kontinuität und den Erfolg ist aber, dass die bisherige Organisation mit den bestehenden Mitarbeitenden in den Übergabeprozess aktiv eingebunden wird.
Verkauf an externes Führungspersonal (Management-Buy-in)
Bei einem Verkauf an aussenstehende Manager übernehmen die neuen Besitzer auch die Leitung der Firma. Der künftige Unternehmenserfolg hängt darum wesentlich ab von der Führungsfähigkeit, der Branchenerfahrung und dem Beziehungsnetz der Käufer. Auch bei dieser Lösung kann sich die Ausrichtung der Firma in kurzer Zeit stark verändern.
Verkauf an Investoren (Private Equity)
Seltener wünschen sich Unternehmer eine Beteiligung oder Übernahme durch einen Investor, obwohl sie auf diesem Weg in der Regel den höchsten Verkaufspreis erzielen könnten. Einige kaufen die Firma, entwickeln sie weiter und verkaufen sie nach einer gewissen Zeit mit Gewinn weiter. Andere halten die Unternehmen langfristig als Rendite-Investment.
Börsengang (IPO)
Eher selten ist der Gang an die Börse. Nur ein Bruchteil der Unternehmer sieht darin eine realisierbare Nachfolgeregelung. Ein IPO (Initial Public Offering) ist mit immensen Kosten, Auflagen und organisatorischen Massnahmen verbunden und kommt nur für grosse Unternehmen in Betracht. Gefordert ist ein Umsatz von mindestens 100 Millionen Franken pro Jahr oder eine überzeugende Wachstumsstory.
Zudem sollte der Börsengang nicht allein dazu dienen, das Unternehmen zu verkaufen. Er hat das Ziel, ein Unternehmen weiterzubringen, zum Beispiel:
- Finanzierung des zukünftigen Wachstums
- Erschliessung und Finanzierung neuer Technologien, Dienstleistungen und Märkte
- Finanzierung einer strategischen Investition (Beteiligung/Übernahme)
Für Unternehmer, die ihre Firma übergeben oder verkaufen wollen, eignet sich ein Börsengang meistens nicht.