Unternehmensnachfolge

''Papa, ich will die Firma nicht'': Ein Dilemma für viele KMU

Viele Firmen, die ihre Nachfolge regeln müssen, stehen vor einer ungewissen Zukunft. Wenn die Kinder nicht übernehmen wollen, haben es vor allem KMU schwer.

Marc Alig
Experte Unternehmensnachfolge
Publiziert am
28. Februar 2025

Jede sechste Firma in der Schweiz muss in den nächsten Jahren ihre Nachfolge regeln. Das sind deutlich mehr als noch vor zwei Jahren. Betroffen sind vor allem KMU mit bis zu 50 Mitarbeitenden. Viele Unternehmerinnen und Geschäftsinhaber gehören zur Generation der Babyboomer, die jetzt in Pension geht – und ihnen fehlen Nachfolger.

Merkblatt
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Nachfolge: Tipps für die Übergabe der Firma an die Familie

Das Merkblatt gibt Tipps, wie Inhaber die Firmenübergabe in der Familie erfolgreich planen können.

Besonders frustrierend ist das für Familienbetriebe – also etwa 90 Prozent aller Schweizer Firmen. Oft sind die Erwartungen hoch, dass die Kinder die Firma übernehmen. Zu Recht: Bis vor kurzem war die familieninterne Firmenübergabe der Normalfall. 

Heute verfolgen viele Nachkommen aber andere Lebensmodelle. Und selbst wenn sie dazu bereit sind, ist die Weitergabe nicht einfach. Denn familieninterne Nachfolgeregelungen sind aus erbrechtlicher Sicht besonders anspruchsvoll:

  • Meistens macht das Unternehmen den Hauptteil des Nachlasses aus. Davon steht allen pflichtteilsgeschützten Erben ein Mindestanteil zu. Die wenigsten Kinder, welche die Firma übernehmen, haben genug Eigenmittel, um ihre Miterben auszuzahlen.
  • Dazu kommt, dass bei der Erbteilung der Marktwert zum Todeszeitpunkt zählt – nicht der Wert bei der Übergabe.

Wird die Firma zu Lebzeiten zu einem tieferen Preis weitergegeben, führt genau diese Differenz zum Marktwert im Todesfall oft zu Streit. Daher sollte man beim Übergabezeitpunkt den Wert der Firma mittels Bewertung ermitteln und unter den Erbberechtigten festhalten. So kann man Mehr- und Minderwertdiskussionen bei der Erbteilung ausschliessen. Denn bis zum Tod des ursprünglichen Inhabers kann sich der Firmenwert positiv oder negativ entwickeln. Wurde der Übertragungswert nicht verbindlich definiert, können die Erben später Ansprüche geltend machen.

Tipp: Schaffen Sie Transparenz und beziehen Sie Ihre Familie früh mit ein. Regeln Sie, ob es Ausgleichspflichten gibt, wie hoch diese sein sollen und ob Mehr- oder Minderwerte ausgeschlossen werden können. Prüfen Sie auch, ob ein Verkauf über eine von Ihren Nachkommen gegründete Akquisitionsholding steuerlich vorteilhafter ist als eine Schenkung. Dabei gewähren Sie Ihren Nachkommen ein Verkäuferdarlehen, das mit zukünftigen Gewinnen aus operativer Tätigkeit zurückbezahlt wird.  

Übergabe braucht Zeit

Wer seine Nachfolge zu spät anpackt, muss die Weitergabe unter grossem Zeitdruck abwickeln. Erfahrungsgemäss ist es dann noch anspruchsvoller, alle erbrechtlichen, finanziellen und steuerlichen Konsequenzen genau abzuklären. Sperrfristen können die Unternehmer zudem in ihren Handlungsoptionen einschränken. Meistens braucht es viel Vorlaufzeit, um alles Nötige sauber aufzugleisen – auch wenn die Nachfolgelösung auf den ersten Blick einfach aussieht.

 

Tipp: Um alle Erben fair zu behandeln, müssen Sie den Prozess früh starten. Aus güter- und erbrechtlicher Sicht ist das komplex. Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie unsicher sind. Eine Fachperson zeigt Ihnen, wie Sie Ihr Testament, Ehe- und Erbvertrag sowie Aktionärsbindungsvertrag richtig einsetzen. Weitere Tipps finden Sie im Merkblatt.

Entscheidend ist eine objektive Bewertung

Auch wer seine Nachfolge innerhalb der Familie regeln will, sollte einen Plan B haben und parallel prüfen, ob sich ein Verkauf lohnt. Dabei gibt es einiges zu beachten:

  • Passende Käufer zu finden ist eine «Knochenarbeit». Wer es auf eigene Faust versucht, steht am Ende oft mit leeren Händen da. Wer sich von Profis mit einem grossen Netzwerk begleiten lässt, hat hingegen deutlich bessere Chancen auf eine gute, finanziell attraktive und nachhaltige Nachfolgelösung. Doch auch hier muss man genug Zeit einplanen: Oft dauert der Prozess der Initiierung bis zur finanziellen und operativen Übergabe zwei Jahre.
  • Die aufwändige Suche nach Käufern entfällt, wenn man die Firma an erfahrene Mitarbeitende weitergeben kann. Trotzdem dauert dieser Prozess erfahrungsgemäss drei bis vier Jahre. Grund ist, dass viele Inhaberinnen und Inhaber den Wert ihrer Firma zu hoch einschätzen. Mitarbeitende haben in der Regel aber nicht genug Eigenkapital, um die Finanzierung zu stemmen. Ein fundiertes Nachfolgekonzept sowie eine gezielte Kommunikation gegenüber den Mitarbeitenden ist oft ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.

Tipp: Die Meinungen über den richtigen Firmenwert gehen oft auseinander. Darum ist eine professionelle Bewertung die beste Basis für alle weiteren Schritte – sowohl bei der Übergabe in der Familie als auch beim Verkauf. Die objektive Bewertung gibt Aufschluss über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Firma. Sie ist damit Voraussetzung, um eine realistische und nachvollziehbare Bandbreite für den Verkaufspreis abzustecken.

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