Pensionierung

Pensionierung: Wer selber plant, macht oft gravierende Fehler

Die Pensionierung ist kompliziert. Wer bei der Planung von falschen Annahmen ausgeht, legt eine schlechte Basis für wichtige Entscheidungen.

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Karl Flubacher
Geschäftsleiter Region Nordwestschweiz und Westschweiz
Publiziert am
16. März 2023

Bei der Pensionierung kommen viele Themen zusammen. AHV, Steuern, Pensionskasse – die wenigsten blicken bei allem durch. Das führt zu falschen Entscheiden, die oft nicht mehr korrigiert werden können. Die folgenreichsten Irrtümer passieren bei den Steuern. Die Expertinnen und Experten des VZ haben einige Beispiele zusammengestellt:

Inflation 

Viele rechnen ohne Inflation: Ein grosser Fehler, weil ihnen das Geld früher ausgehen wird. Wer heute 6000 Franken ausgibt, braucht bei einer Inflation von 2 Prozent pro Jahr in 20 Jahren 8900 Franken, um seinen Lebensstandard zu halten –  fast 50 Prozent mehr.

Einkommenslücken 

Die meisten unterschätzen, wie viel ihnen fehlen wird. Die Renten aus AHV und Pensionskasse decken oft nur noch rund 50 Prozent des letzten Lohns. Um wie gewohnt zu leben, braucht es jedoch bis zu 90 Prozent.

Tipp: Verschaffen Sie sich 10 bis 15 Jahre vor der Pensionierung eine Übersicht über Ihre Ausgaben und Einnahmen. Bauen Sie früh Vermögen auf – etwa mit einem günstigen ETF-Sparplan. Wenn Ihnen 1000 Franken pro Monat fehlen, brauchen Sie bei einer Rendite von 2 Prozent bei der Pensionierung 198’000 Franken, um diese Lücke während 20 Jahren zu schliessen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Säule 3a

Einige zahlen nur in einen 3a-Topf ein. Darum müssen Sie später mehr Auszahlungssteuern zahlen: Der Fiskus zählt alle Bezüge eines Jahres zusammen; in den meisten Kantonen auch die des Ehepartners. Je höher die Bezüge, desto höher die prozentuale Belastung.

Merkblatt
Merkblatt

Pensionierung selber planen: Das sind die häufigsten Fehler

Dieses Merkblatt zeigt Ihnen auf, welche Fehler bei der Pensionierung besonders häufig sind und wie Sie diese am besten vermeiden.

Tipp: 3a-Gelder dürfen Sie schon ab 60 beziehen, Pensionskassen-Gelder werden bei der Pensionierung fällig. Wenn Sie mehrere 3a-Gefässe eröffnen, können Sie den Bezug dieser Gelder besser auf mehrere Jahre verteilen. Mit so einer Staffelung kann man häufig Zehntausende Franken Steuern sparen.

Pensionskassen-Einkäufe

Viele zahlen zu früh, zu spät oder zu viel auf einmal ein. Pensionskassen-Einkäufe lohnen sich oft erst ab 50 und umso mehr, je höher das Einkommen ist und je schneller das Geld wieder bezogen wird. Ein weiterer Fehler sind Einkäufe drei Jahre vor der Pensionierung, wenn die Guthaben als Kapital bezogen werden sollen. Wenn man diese Frist verpasst, muss man die Steuern nachzahlen, die man dank dem Einkauf gespart hat. Und: So manche versäumen es, ihre Pensionskassen-Einkäufe zeitlich zu staffeln. So landen sie in einer höheren Progression und riskieren, dass der Abzug für Doppelverdiener gestrichen wird.

Rente und Kapital

Bei der Pensionierung muss man wählen, wie man seine Ersparnisse bezieht: Rente, Kapital oder beides? Meistens entscheiden angehende Pensionierte viel zu spät und ohne fundierte Basis. Für so eine Berechnung muss man aber einiges beachten:

Kapital: Wer das Kapital bezieht, muss es anlegen und sukzessive aufbrauchen. Viele fürchten sich davor, das Anlagerisiko selbst zu tragen. Ein Vergleich zeigt aber: Selbst wenn man nur 1 Prozent Ertrag erwirtschaftet, ist das Einkommen höher als mit einer Rente, die auf einem Umwandlungssatz von 6 Prozent basiert (Tabelle).

Rente: Die Rente ist ein Leben lang gesichert. Wie viel man bekommt, hängt vom Umwandlungssatz ab. Und dieser Satz ist bei vielen Pensionskassen unter 5 Prozent gesunken – die Renten schrumpfen. Zudem muss man die Rente zu 100 Prozent als Einkommen versteuern. Das Kapital wird nur einmal zu einem Vorzugssatz besteuert, danach gehört es zum Vermögen. Ein Beispiel zeigt: Steuerlich ist das Kapital langfristig oft besser (Grafik).

Doppelverdiener: Aus welcher Kasse soll welcher Betrag kommen? Diese Wahl überfordert berufstätige Ehepaare. Viele beziehen ihr Geld je hälftig als Rente und Kapital. Das ist oft nicht das beste Verhältnis: Ihnen entgehen so Tausende Franken an Einkommen.

Tipp: Lassen Sie genau berechnen, was für Sie besser ist. Der optimale Mix hängt vom gewünschten Lebensstandard, der Steuerlast, der Familien-Konstellation und dem Gesundheitszustand ab und davon, ob man etwas erbt und wie man sein Vermögen aufbrauchen will.

Fehlplanungen 

Einige lassen sich von ihrer Bank oder Versicherung beraten. So eine Planung kann ungenau und lückenhaft sein. Dazu zwei Beispiele:

  • Bank: Ein Paar verliert viel Geld, weil der Bankberater empfohlen hat, das Pensionskassen-Kapital zu beziehen und bei seiner Bank anzulegen. Im Depot finden sich aber vor allem bankeigene Fonds, die teuer sind und schlecht rentieren. Zudem wäre die Rente viel besser gewesen, weil die Pensionskasse der Eheleute einen hohen Umwandlungssatz hat. Die deutlich jüngere Frau würde so auch sehr lange von einer Witwenrente profitieren.
  • Versicherung: Ein Paar lässt sich überreden, sein Pensionskassen-Geld in eine Leibrente der Versicherung zu überführen. Das lohnt sich fast nie. Die Auszahlungssteuern beim Bezug der Pensionskassen-Gelder schmälern die Kapitalbasis für die Leibrente. Zudem ist der Umwandlungssatz für die Leibrente deutlich tiefer. Obwohl die Pensionskassen-Rente im Gegensatz zur Leibrente zu 100 Prozent steuerbar ist, bleibt dem Paar mit der Versicherungslösung netto viel weniger Einkommen als mit der Pensionskassen-Rente.

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